Politik

Böllerverbot: Erneut Mahnruf an Innenministerkonferenz

  • Dienstag, 2. Dezember 2025
Explodierende Knallkörper sind zumeist die Ursache für schwere Verletzungen. /Ralf Geithe, stock.adobe.com
Explodierende Knallkörper sind zumeist die Ursache für schwere Verletzungen. /Ralf Geithe, stock.adobe.com

Berlin – Knapp einen Monat vor Silvester entfacht sich erneut die Diskussion um ein Böllerverbot in Deutschland. Zahlreiche Organisationen haben die Innenminister zu einem generellen Verbot von privater Silvesterböllerei aufgerufen. Morgen tagt die Innenministerkonferenz in Bremen.

Vorbild seien die Niederlande, erklärte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zusammen mit 55 weiteren Organisationen. In den Niederlanden dürfen Privatleute ab Silvester 2026/2027 kein Feuerwerk und keine Böller mehr zünden. Anlass für das Verbot war die zunehmende Gewalt in dem Nachbarland zu Silvester.

Zum Bündnis gehören auch Ärzteverbände wie zum Beispiel der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Klug – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit sowie die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).

Bei jedem Jahreswechsel würden Tausende Menschen, darunter viele Kinder, durch Pyrotechnik verletzt, auch Einsatzkräfte würden mit Raketen und Böllern attackiert, argumentiert das Bündnis. Ihm zufolge spricht sich in Umfragen seit Jahren eine Mehrheit von rund 60 Prozent für ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk aus.

Er erwarte von den Innenministerinnen und Innenministern, dass sie den Willen der Mehrheit anerkennen und endlich handelten, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Ein Verkaufs- und Anwendungsverbot privater Pyrotechnik sei längst überfällig. „Wer immer noch Zweifel hat, soll am 1. Januar eine Notaufnahme besuchen und sich anschauen, was jedes Jahr angerichtet wird. Wer jetzt weiter wegschaut, nimmt die nächste Horrornacht billigend in Kauf“, so Resch.

„In meiner ersten Schicht an Silvester 2003 sollte ich einem kleinen Jungen am OP-Tisch ein durch Böller stark verletztes Auge retten, ohne Erfolg“, sagte Jan Tjeerd de Faber, Kinderaugenarzt und Mitinitiator des Vuurwerkmanifests in den Niederlanden. Seitdem setze er sich vehement gegen privates Feuerwerk ein.

Nach 20 Jahren hätten das niederländische Parlament und der Senat das Gesetz „Veilige Jaarwisseling“ (Deutsch: Sicheres Silvester) beschlossen und damit privates Feuerwerk verboten. „In Deutschland ist die Lage bei den Verletzungen mindestens so fatal wie in den Niederlanden. Das muss ein Ende finden, sagte de Faber.

„Kinder und Jugendliche gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen durch Silvesterböller. Vor allem Kleinkinder, neurodiverse Kinder, Kinder mit Traumaerfahrung oder einfach hoher Sensibilität leiden stark unter der Böllerei“, sagte Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes (DKHW).

Aufgrund ihres höheren Atemvolumens im Verhältnis zur Körpergröße und ihrer höheren Atemfrequenz atmeten Kinder und Jugendliche die extremen Feinstaubkonzentrationen besonders schnell ein, zudem komme es jedes Jahr bei ihnen überproportional zu schweren Augenverletzungen. Insbesondere Augenärzte und Chirurgen warnen jedes Jahr erneut vor privaten Feuerwerkskörpern.

Unterdessen appellierte der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) an Bund und Länder, wirksam gegen illegale Feuerwerkskörper vorzugehen, da diese immer wieder zu schweren Verletzungen führten.

„Wer wirklich etwas für die Sicherheit von Menschen, Einsatzkräften und auch Tieren tun will, muss dort ansetzen: Bei illegaler Ware, bei Strafverfolgung und vor allem bei Prävention und Bildungsarbeit – nicht beim pauschalen Verbot eines ganzen Brauchtums“, erklärte Geschäftsführer Christoph Kröpl. Der Verband verwies darauf, dass Deutschland bereits eine der strengsten Regelungen für Silvesterfeuerwerk in Europa habe.

kna/dpa/EB

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