Brasilien schickt Soldaten und Gesundheitsexperten an Grenze zu Venezuela

São Paulo – Nach den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen aus Venezuela schickt Brasilien 120 Soldaten an die Grenze zum Nachbarland. Die Soldaten sollten heute in der Grenzregion eintreffen, teilte das für öffentliche Sicherheit zuständige Ministerium mit. Auch Gesundheitsexperten sollen demnach an die Grenze entsandt werden.
Dutzende aufgebrachte Einwohner hatten am vergangenen Samstag zwei Lager mit Flüchtlingen aus Venezuela im brasilianischen Grenzort Pacaraima angegriffen und teilweise zerstört. Medienberichten zufolge war zuvor ein brasilianischer Händler beraubt und verprügelt worden. Seine Familie machte dafür venezolanische Flüchtlinge verantwortlich. Der brasilianischen Militärpolizei zufolge wurden drei Brasilianer verletzt. Zu Opfern unter den Venezolanern lagen zunächst keine Angaben vor.
Gestern beruhigte sich die Lage in dem Ort. Angesichts der Gewalt seien mehr als 1.200 Venezolaner in ihr Heimatland zurückgekehrt, sage der Sprecher einer für Migration zuständigen brasilianischen Sondereinheit. Anwohner berichteten von einem verstärkten Polizeiaufgebot in Pacaraima. Brasiliens Präsident Michel Temer beriet in einer Dringlichkeitssitzung unter anderem mit den Ministern für Verteidigung, öffentliche Sicherheit und Außenpolitik über die Lage in Pacaraima.
Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen. Nach brasilianischen Behördenangaben kommen täglich durchschnittlich rund 500 Flüchtlinge aus Venezuela über die Grenze. Nach der Gewalt vom vergangenen Samstag sei die Zahl gestern aber deutlich niedriger gewesen, hieß es.
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