Brauchen wir 2G+ für Arztpraxen?

Berlin – Wieso soll ausgerechnet mehrfach geimpftes medizinisches Personal täglich getestet werden? Diese und andere Fragen beantwortet der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, im neuesten Podcast „Sprechende Medizin“.
Reinhardt zufolge betrifft die Testpflicht für Mitarbeiter in Arztpraxen vor allem hochimmunisierte Menschen, bei denen der Test mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ ausfalle. Deshalb hält er eine pauschale 2G+-Regel für Praxen für wenig sinnvoll.
„Die Tests kosten Zeit und die Praxen sind im Moment enorm überlastet“, so Reinhardt. Mit viel Anstrengung könnten sich alle Mitarbeiter der Praxen zwar täglich testen. „Aber warum sollen wir diesen Unsinn organisieren?“, sagte Reinhardt. Angedacht sei die 2G+-Regelung für Menschen, die Kontakt zu hochvulnerablen Gruppen haben.
Und das betreffe in erster Linie Einrichtungen der Altenpflege. „Da ist die Regelung nicht nur angemessen, sondern auch umsetzbar“, verwies Reinhardt. Deshalb findet er, dass Praxen selbst entscheiden sollten, ob sie die 2G+-Regel umsetzen oder nicht.
Dem BÄK-Präsidenten zufolge sei es zur Bekämpfung der Pandemie unerlässlich, auch die Menschen zu erreichen, die bislang noch nicht geimpft sind. „Wir haben kommunikativ noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, erklärte Reinhardt.
Seiner Meinung nach könnten zum Beispiel intelligent gemachte Spots für Youtube und andere soziale Medien helfen, Impfskeptiker zu überzeugen. Dazu sollten die Spots immer wieder auftauchende Vorurteile gegen die Impfung aufgreifen und wissenschaftlich fundiert widerlegen.
Wichtig seien zudem bessere Kontrollen und spürbare Bußgelder, um möglichst viele Menschen zur Impfung bringen. „Wenn nichts passiert, brauchen wir einen Lockdown für alle und haben im Herbst 2022 genau dieselbe Situation wie jetzt“, warnte Reinhardt. Dann komme die nächste Welle und es gebe immer noch Millionen von Ungeimpften.
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