Britische Regierung will SARS-CoV-2-Teststrategie massiv ausbauen

London – Die britische Regierung hat Pläne ausgearbeitet, bis Anfang nächsten Jahres bis zu 10 Millionen SARS-CoV-2-Tests pro Tag durchzuführen. Wie aus Unterlagen hervorgeht, welche der wissenschaftlichen Fachzeitschrift BMJ vorliegen, könnten dafür bis zu 110 Milliarden Euro aufgewandt werden.
Die Massentests in der Bevölkerung sollen dazu beitragen, die Wirtschaftstätigkeit zu unterstützen und zum normalen Leben zurückzukehren. Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnte rein rechnerisch die gesamte Bevölkerung Großbritanniens einmal wöchentlich auf das Coronavirus getestet werden.
Die Steigerung der Testkapazität soll bis Anfang 2021 möglich sein – aktuell liegt die Testkapazität Großbritanniens bei etwa 350.000 pro Tag.
Der Regierungsplan sieht vor, Tests an Arbeitsplätzen, Unterhaltungsstätten und Fußballstadien sowie in Hausarztpraxen, Apotheken, Schulen und anderen örtlichen Einrichtungen durchzuführen.
Außerdem sollen digitale Immunitätspässe eingeführt werden, damit Personen, die negativ getestet wurden, an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, reisen und an anderen Aktivitäten teilnehmen können.
Experten äußerten sich zurückhaltend bis kritisch. Die Pläne seien ohne breite Beteiligung von Wissenschaftlern, Klinikern und Experten für öffentliche Gesundheit sowie Test- und Screening-Experten sowie ohne Berücksichtigung der enormen Probleme mit den bestehenden Test- und Rückverfolgungsprogrammen entwickelt worden.
Unter anderem warnte Jon Deeks, Professor für Biostatistik an der Universität von Birmingham und Leiter der COVID-19-Testevaluierungsaktivitäten der Cochrane Collaboration, vor den Folgen der zu erwartenden zahlreichen falsch-positiven Ergebnisse.
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