Bundesärztekammer pocht auf bessere Alkoholprävention

Berlin – Er sei zu billig und omnipräsent: Angesichts der hohen Konsummengen von Alkohol in Deutschland verlangen die Bundesärztekammer (BÄK) und mehrere weitere Organisationen von der Bundesregierung größere Anstrengungen in der Prävention wie ein umfassendes Werbeverbot.
„Die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schäden sind immens. Dabei könnten wir den Alkoholkonsum deutlich reduzieren, sofern der politische Wille dazu vorhanden ist“, sagte der Co-Vorsitzende des Ausschusses „Sucht und Drogen“ der BÄK, Erik Bodendieck, heute mit Blick auf den morgigen Beginn der Aktionswoche Alkohol 2024.
Die Aktionswoche unter der Fragestellung „Wem schadet dein Drink?“ läuft bis 16. Juni. Organisiert wird sie von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).
Die DHS steht neben der BÄK, der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)hinter der Forderung nach einem Ausbau verhältnispräventiver Maßnahmen zum Verringern des riskanten Alkoholkonsums. Dazu hatten sie gestern bereits ein gemeinsames Positionspapier vorgelegt.
Zu den Maßnahmen gehören auch die höhere Besteuerung und Bepreisung von Alkoholprodukten und das Einschränken der Verfügbarkeit solcher Getränke.
„All diese Maßnahmen sind hoch wirksam und leicht umzusetzen. Die Politik steht hier in der Verantwortung, endlich zu handeln und die Menschen besser vor den negativen Folgen des Alkoholkonsums zu schützen“ sagte Bodendieck. Stattdessen schütze sie bisher vor allem die Interessen der Alkoholindustrie.
Auch die Delegierten des 128. Deutschen Ärztetages in Mainz hatten im Mai mit deutlicher Mehrheit umfassende Werbeverbote unter anderem für Alkoholprodukte gefordert.
Pro Kopf gerechnet trank jeder Deutsche im Jahr 2022 10,6 Liter Reinalkohol. Damit liegt der Konsum hierzulande zwei Liter über dem durchschnittlichen Konsum in den Ländern der OECD, wie es im Forderungspapier heißt.
Für Alkoholwerbung wurden nach aktuellsten Daten, die der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie- und Importeure ausweist, im Jahr 2022 gut 600 Millionen Euro ausgegeben. Den größten Anteil daran hat Bierwerbung, auch wenn der Betrag nicht mehr so hoch ist wie in früheren Jahren, mit teils deutlich mehr als 400 Millionen Euro. Deutlich gewachsen sind die Werbeausgaben im langjährigen Vergleich hingegen bei Spirituosen und Wein.
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