Ärzteschaft

Bundesärztekammer verweist auf negative Folgen des Rauchens

  • Dienstag, 30. Mai 2023
/marc, stock.adobe.com
/marc, stock.adobe.com

Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) betrachtet die wieder steigende Raucherquote, insbesondere unter jungen Menschen, mit Sorge. Anlässlich des morgigen Weltnichtrauchertages verwies die BÄK darauf, dass der Konsum von Tabakprodukten nach wie vor den größten vermeidbaren Risikofaktor für Krebs, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen darstellt.

Rund 127.000 Menschen würden allein in Deutschland jährlich an den Folgen ihres Tabakkonsums versterben.

„Laut Weltgesundheitsorganisation werden weltweit etwa vier Millionen Hektar Land für den Tabakanbau ver­geudet. Diese Fläche könnte sinnvoller für den nachhaltigen Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden, die in Anbetracht von mehr als 800 Millionen Hungernden auf der Welt dringend gebraucht wird“, sagte Erik Bo­dendieck, Co-Vorsitzender des Ausschusses „Sucht und Drogen“ der BÄK.

Auch die Umwelt leide unter dem Tabakanbau. Jährlich werde eine Fläche von 280.000 Fußballfeldern für den Anbau und die Trocknung von Tabakpflanzen gerodet. Auch deshalb steht der Weltnichtrauchertag in diesem Jahr unter dem Motto #NahrungStattTabak.

„Hinzu kommt: Wer nicht raucht, hat mehr Geld für gesunde Lebensmittel zur Verfügung und senkt aktiv das Risiko für Krebs und viele andere Erkrankungen“, betonte Josef Mischo, ebenfalls Vorsitzender des BÄK-Aus­schusses „Sucht und Drogen“.

Wie die BÄK ausführt, haben auch neue Nikotinprodukte wie E-Zigaretten und Shishas nachweislich negative gesundheitliche Folgen und tragen in erheblichem Maße zur Umweltverschmutzung bei.

Die BÄK fordert aus diesem Grund – neben dem Verbot von Aromastoffen in E-Zigaretten – ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten. Diese würden oft nicht fachgerecht entsorgt und trügen erheblich zu Ressourcenvers­chwendung und Umweltbelastung durch den Einsatz von Plastik, Metallen und Lithium-Ionen-Akkus bei.

Gegen Aromen in Einweg-E-Zigaretten hat sich auch Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi ausgesprochen. „Die Bundesregierung hat bereits ein Verbot von charakteristischen Aromen bei erhitzten Tabakerzeugnissen beschlossen“, sagte der SPD-Politiker der Nordwest-Zeitung. Auch für die sogenannten Vapes sollten die künstlichen Aromen verboten werden.

Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, spricht sich im Kampf gegen das Rauchen für weitere Werbeeinschränkungen aus.

„Die kostenlose Abgabe von Erhitzern, E-Zigaretten und Vapes sollte ebenso der Vergangenheit angehören wie Werbung auf Plakaten und Sponsoring durch die Nikotinwirtschaft“, sagte er den Funke-Zeitungen. Auch auf Parteitagen dürfe es kein Sponsoring durch die Zigarettenindustrie mehr geben.

Gerade bei Kindern oder Jugendlichen sei „jeder Zug ist einer zu viel und immer ungesund“, mahnte Blienert. Dem Rauchen sollte deshalb jedes positive Bild genommen werden. „Wir müssen dahinkommen, dass Rauchen und Dampfen für Jugendliche uncool und schlecht fürs Image sind“, sagte der Drogenbeauftragte.

Die Zahl junger Raucher in Deutschland ist im Vergleich zur Zeit vor der Coronapandemie um 83 Prozent gestiegen, geht aus einer Untersuchung der Krankenkasse KKH hervor über die die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten.

Demnach gaben elf Prozent der 16- bis 29-Jährigen an, dass sie regelmäßig rauchen. 2020 seien dies nur sechs Prozent gewesen. „Gelegentlich“ qualmen laut Befragung des Instituts Forsa für die KKH zwei Prozent der jungen Leute. Eine überwältigende Mehrheit von 87 Prozent gab aber weiterhin an, nicht zu rauchen.

In der mittleren Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen erhöhte sich demnach der Anteil der regelmäßigen Raucher leicht von 19 auf 21 Prozent. Bei den 50- bis 69-Jährigen sank der Anteil von 23 Prozent im Jahr 2020 auf 19 Prozent 2022.

Insgesamt sind damit in Deutschland 18 Prozent der über 16-Jährigen regelmäßige Raucher, sechs Prozent rauchen gelegentlich und 76 Prozent sind Nichtraucher. Bei den Frauen ist der Anteil derjenigen, die nicht rauchen mit 74 Prozent etwas niedriger als bei Männern mit 77 Prozent.

„Dass vor allem junge Menschen wieder mehr und vor allem regelmäßig rauchen, ist besorgniserregend“, sagte der KKH-Suchtexperte Michael Falkenstein den Funke-Zeitungen. Als mögliche Gründe für die deutliche Zunahme nannte er Ängste, Frust und Einsamkeit während der Zeit der Pandemie.

aha/dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung