Bundesgesundheitsministerin wirbt für Sensiblisierung bei Hitze

Berlin – Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) setzt beim Hitzeschutz auf eine größere Sensibilisierung der Bevölkerung. „Ich glaube, es braucht mehr Verständnis und Sensibilität in der Bevölkerung für das Thema“, sagte Warken in Berlin.
Warnungen, Tipps oder Empfehlungen würden oft nicht ganz ernst genommen oder teils auch als Bevormundung verstanden. Wichtig sei, so Warken weiter, dass jeder Einzelne rechtzeitig über den Hitzeschutz nachdenke, und zwar bevor die Temperaturen über eine kritische Marke stiegen.
„Das sollte viel mehr zur Gewohnheit werden“, so die Ministerin. Sie plädierte darüber hinaus für einheitlichere Regelungen bei Schulen und Veranstaltungen. Aufgabe des Bundes sei es, Gesundheitseinrichtungen gut auf Hitze vorzubereiten. Bei den Krankenhäusern sei das Aufgabe der Länder, aber hier gebe es einen guten Austausch, so Warken.
Erst gestern hatten Verbände und Opposition die Bundesregierung zu einem besseren Hitzeschutz aufgerufen. So dringen die Grünen im Bundestag in einem Fraktionsbeschluss auf mehr Unterstützung bei der hitzegerechten Umgestaltung von Kommunen, Krankenhäusern und Pflegeheimen.
„Die gesundheitlichen Gefahren von Hitze werden oft unterschätzt, sie sind aber erheblich, im schlimmsten Fall kann der Kreislauf versagen“, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Er betonte, dass noch wesentliche Bausteine für eine Hitzeschutzinfrastruktur fehlten.
„Die bisherigen Hitzeaktionspläne sind nicht ausreichend auf diese extreme Hitzeszenarien ausgerichtet“, erläuterte auch Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug).
„Klare Zuständigkeiten im Katastrophenfall fehlen und Wege, um Schutzmaßnahmen so hochzuskalieren, dass sie alle erreichen, die sie brauchen. Ein flächendeckender, gestufter Notfallplan, der auch vulnerable Gruppen berücksichtigt, ist wirklich überfällig.“
Wetter- und klimabedingte Extremereignisse kosten Europa jährlich Milliarden, wie eine aktuelle Analyse der Europäischen Umweltagentur (EEA) zeigt. Demnach beliefen sich die wirtschaftlichen Schäden durch solche Ereignisse in 38 europäischen Staaten im jüngsten Vergleichsjahr 2023 auf mehr als 45 Milliarden Euro.
Am höchsten sind die Schäden demnach in Deutschland gefolgt von Italien, Frankreich und Spanien, also den vier bevölkerungsreichsten Ländern der Region. Pro Kopf gerechnet sind sie demnach in Slowenien am höchsten.
Die Hauptursachen für die Schäden sind der Analyse zufolge Überschwemmungen, Stürme, Wind und Hagel. Zu wenige dieser Schäden seien versichert, monierte die Umweltagentur. Die wirtschaftlichen Gesamtschäden wachsen demnach in der Folge schneller als die versicherten Schäden.
Die meisten Todesfälle verursachten von 1980 bis 2023 in erster Linie Hitze- und Kältewellen, Dürren sowie Waldbrände. Die EEA wies jedoch darauf hin, dass sich Todesfälle oft nicht direkt auf Hitze zurückführen ließen. Dies schränke die Vergleichbarkeit etwas ein.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: