Politik

Bundestagsab­geordnete für generelles Sexkaufverbot

  • Dienstag, 19. Mai 2020
/Microgen, stock.adobe.com
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Berlin − Angesichts der coronabedingten Schließung von Prostitutionsstätten hat sich eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten von Union und SPD für ein Sexkaufverbot und Ausstiegsprogramme für Prostituierte ausgesprochen.

Der während der Coronakrise verhängte Shutdown für Prostitution dürfe nicht gelockert werden, verlangen sie in einem Brief an die Regierungschefs der Länder. Sie befürchten andernfalls Infektionsherde.

„Es dürfte auf der Hand liegen, dass Prostitution die Wirkung eines epidemiologischen Super-Spreaders hätte − sexuelle Handlungen sind in der Regel nicht mit Social Distan­cing vereinbar“, heißt es in dem Papier. Bei der Nachverfolgung von Infektions­ketten wer­de aller Voraussicht nach der Kontakt mit Prostituierten verschwiegen.

Das Schreiben haben 16 Parlamentarier unterzeichnet, darunter die Gewerkschafterin Le­ni Breymaier (SPD), der Vizechef der Unionsfraktion und ehemalige Gesundheits­minister Hermann Gröhe (CDU) sowie der Mediziner Karl Lauterbach (SPD). Es gibt in Deutschland 33.000 behördlich registrierte Prostituierte und nach Zahlen der Abgeordneten bis zu 400.000 insgesamt.

Darüber hinaus wollen die Politiker die aus ihrer Sicht in den meisten Fällen menschen­unwür­dige, zerstörerische und frauenfeindliche Tätigkeit untersagen, zu der die Frauen gezwun­gen würden.

Die derzeitige Schließung der Prostitutionsstätten bestätige, dass die Frauen keine eige­ne Existenz hätten − keine Anmeldung, keine Wohnung und keine Krankenver­si­cherung. Sie seien ihren Zuhältern ausgeliefert. „Diesen Frauen hilft nicht die Wiedereröffnung der Bordelle, sondern eine Ausbildung oder Tätigkeit in einem existenzsichernden Beruf“, schreiben die Abgeordneten.

Die Gruppe empfiehlt den Ministerpräsidenten die Einführung von Ausstiegshilfen nach dem schwedischen Modell. Dieses sieht Sprachkurse für die − in Deutschland überwie­gend aus Osteuropa stammenden − Prostituierten sowie Wohnung, Gesundheitsversor­gung und Traumatherapie vor.

dpa

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