Bundesweiter Tag der Organspende wird in Kiel eröffnet
Bonn – Unter der Schirmherrschaft von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) soll am Samstag der bundesweite Tag der Organspende in Kiel eröffnet werden. Erwartet wird auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Der Tag der Organspende solle danken, aufklären und gleichzeitig zur Beschäftigung mit dem Thema ermuntern, erklärte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) heute. Es gehe um eine Entscheidung, die „viele von uns immer wieder gerne aufschieben – zumindest solange es uns nicht selbst betrifft“.
Wer mehrere Organe spende, könne sogar bis zu acht Patienten viele neue Lebensjahre schenken, fügte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, hinzu. Daher sei es besonders wichtig, dass in den Kliniken jede mögliche Organspende erkannt und angesprochen wird.
Spahn appellierte an die Bürger, eine Entscheidung über eine mögliche Organspende zu treffen. Jeder könne schon morgen auf ein fremdes Organ angewiesen sein. „Mit einer Entscheidung entlasten Sie zudem Ihre Familie, die sonst an Ihrer Stelle im Ernstfall unter emotionalem Stress diese schwierige Frage beantworten muss.“
Nach einer neuen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) steht mit 84 Prozent ein Großteil der Befragten dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüber. Insgesamt haben danach 39 Prozent ihre Entscheidung zur Organ- und Gewebespende schriftlich festgehalten, sei es im Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Weitere 17 Prozent haben eine Entscheidung getroffen, diese aber nicht schriftlich dokumentiert.
Nach mehreren Jahren des Rückgangs war die Zahl der Organspender im vergangenen Jahr erstmals wieder auf 955 Spender angestiegen. Dem standen rund 9.400 Menschen auf der Warteliste gegenüber. 3.790 bekamen ein Organ transplantiert.
Derzeit gibt es eine Debatte über eine Neuregelung der Organspende. Eine überfraktionelle Gruppe von Abgeordneten um Spahn und den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach will eine Widerspruchslösung einführen. Danach wäre jeder Bundesbürger ein potenzieller Spender, außer, er hat ausdrücklich widersprochen.
Demgegenüber wollen mehrere Bundestagsabgeordnete vorschlagen, die aktuelle Zustimmungslösung beizubehalten; danach ist nur der ein potenzieller Organspender, der dem zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat. Außerdem soll ein bundesweites Onlineregister eingerichtet werden. Hausärzte sollen stärker in die Beratung eingebunden werden.
Nach einer am Wochenende veröffentlichten Umfrage für das Redaktionsnetzwerk Deutschland befürworten 47 Prozent der Deutschen die Widerspruchslösung. 38 Prozent sprachen sich dagegen aus. Zuvor hatte eine Umfrage der Barmer ergeben, dass die Bereitschaft zur Organspende deutlich gesunken sei. Erklärten sich im Vorjahr noch 56 Prozent bestimmt oder zumindest wahrscheinlich dazu bereit, seien es aktuell nur noch 42 Prozent. Weiterhin gaben etwa vier von zehn Befragten an, durch die Organspendeskandale der Vergangenheit negativ beeinflusst zu sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) wies darauf hin, dass nur eine Widerspruchslösung die Kluft zwischen grundsätzlichen Befürwortern und tatsächlichen Spendern verringern könnte. „Eine Pflicht zur Organspende entsteht nicht. Jeder Einzelne kann seine persönliche Haltung erklären“, sagte DGU-Präsident Oliver W. Hakenberg. Wer seine Organe nicht spenden wolle, habe das Recht, aktiv zu widersprechen. Zusätzlich hätten auch die Angehörigen im konkreten Fall ein Einspruchsrecht.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: