Ärzteschaft

Bundesweites Monitoring von Blutprodukten angemahnt

  • Montag, 8. Juni 2020
/picture alliance, Xin Hua, Mohammed Mohammed
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München – Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) fordert ein bundesweites Monitoring, um den Bedarf und die Verfügbarkeit von Blutprodukten zu koordinieren. Hintergrund ist, dass eine ausreichende regionale Versor­gung mit Blutprodukten aufgrund des demografischen Wandels laut der Fachgesellschaft immer schwieriger wird.

„Seit Jahren beobachten wir in den Kliniken eine Zunahme älterer Patienten, die deutlich mehr Blut brauchen als Jüngere“, erläuterte der erste Vorsitzende der DGTI, Hermann Eich­ler. Die Anzahl der über 65-Jährigen nehme in der Bevölkerung stetig zu, während die Zahl der möglichen Blutspender zwischen 18 und 65 Jahren konstant zurückgehe.

„Diese Fakten der demografischen Entwicklung sind entscheidend für die weitere Blutver­sorgung Deutschlands“, sagte Eichler, der auch Direktor des Instituts für Klinische Hämos­taseologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes ist.

Der DGTI-Experte erwartet für die nächsten Jahre erhebliche Engpässe in der regionalen Blutversorgung. „Wir benötigen dringend ein bundesweites Monitoring, um festzustellen, wo Blutkonserven benötigt werden und wo noch Einsparpotenziale bestehen“, sagte Eich­ler. „Parallel dazu ist es wichtig, vor allem bei jüngeren Menschen für das Blutspen­den zu werben“, betonte er.

Im Augenblick hat laut der DGTI auch die Coronapandemie Auswirkungen auf die Spen­de­bereitschaft und damit auf die Verfügbarkeit von Blutprodukten. Viele Menschen gin­gen aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 nicht zur Blutspen­de.

„Die Blutspendedienste haben ihre ohnehin schon strengen Hygienemaßnahmen jedoch nochmals verstärkt, sodass gesunde Spendenwillige ohne Sorgen zur Blutspende gehen können“, betonte Eichler.

Mitte Mai hatte bereits der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Ba­den-Württemberg und Hessen Alarm geschlagen. In beiden Bundesländern konnte das DRK nicht einmal den Bedarf eines durchschnittlichen Tages abdecken – die Bestände reichten nur für 0,9 Tage.

„Das ist der niedrigste Stand, den ich in meinem Berufsleben erlebt habe“, sagte Eberhard Weck vom Blutspendedienst laut einem Bericht des ARD-Hauptstadtstudios.

hil

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