CAR-T-Zell-Therapie für ein Zehntel des Preises realisierbar

Heidelberg – Neue CAR-T-Zell-Therapien gegen bestimmte Krebserkrankungen des Bluts und des Lymphsystems sind teuer: Die Hersteller verlangen bis zu 320.000 Euro für die Produktion der Immunzellen für einen Patienten. Laut einer Berechnung aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ließe sich die Therapie in einer öffentlichen wissenschaftlichen Einrichtung deutlich günstiger realisieren. Die Kostenanalyse des DKFZ ist im International Journal of Cancer erschienen (DOI: 10.1002/ijc.33156).
Für eine CAR-T-Zell-Therapie werden dem Patienten zunächst körpereigene T-Zellen entnommen und außerhalb des Körpers so verändert, dass sie effektiver gegen Leukämiezellen vorgehen können. Dazu statten Wissenschaftler die T-Zellen im Labor mit dem Gen für ein besonderes Rezeptorprotein aus.
Dieser chimäre Antigenrezeptor (CAR) erkennt als Zielstruktur ein Proteinmolekül, das bei bestimmten Leukämieformen von den Krebszellen ausgebildet wird. Die CAR-T-Zellen werden anschließend vermehrt und dem Patienten wieder übertragen.
Zwei kommerzielle CAR-T-Zell-Produkte sind inzwischen zugelassen: Zum einen zur Behandlung der akuten lymphoblastischen T-Zell Leukämie sowie von Non Hodgkin-Lymphomen wie dem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom. Sie werden nur eingesetzt, nachdem andere Therapieoptionen versagt haben. Die hoch individualisierte Therapie kostet in Deutschland bis zu 320.000 Euro für die Produktion von CAR-T-Zellen für einen Patienten.
„Noch kommt eine CAR-T-Zell-Therapie nur für wenige Krebspatienten infrage, aber es besteht die Hoffnung, dass dieser Behandlungsansatz auf andere Krebsarten ausgedehnt werden kann“, erklärte Michael Schlander, Gesundheitsökonom am Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Befürchtungen seien groß, dass die Gesundheitssysteme diese Kosten bei steigenden Patientenzahlen nicht mehr stemmen könnten.
Eine Arbeitsgruppe am DKFZ hat daher detailliert die Kosten ermittelt, die einer akademischen Einrichtung bei der Herstellung von CAR-T-Zell-Therapien entstehen. Danach könnte im DKFZ ein CAR-T-Zellprodukt zur Behandlung eines Patienten für weniger als 60.000 Euro hergestellt werden.
„Damit würden wir bei nur etwa einem Fünftel des Preises liegen, den die Unternehmen verlangen. Und unsere Kosten lassen sich aber noch erheblich weiter senken“, sagte Schlander.
Ein alternatives Verfahren zur Übertragung der Gene für den chimären Rezeptor könnte die Herstellungskosten sogar auf bis zu etwa 33.000 Euro oder ein Zehntel des derzeitigen kommerziellen Preises reduzieren.
In der Analyse wurden allerdings Kosten nicht berücksichtigt, die für Lizenzen entstehen könnten. Die Wissenschaftler hoffen aber darauf, dass die Herstellerunternehmen ihre derzeitige Preisgestaltung für CAR-T-Zell-Therapien überdenken.
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