Caritas fordert Abschiebeverbot nach Afghanistan
Berlin – Der Deutsche Caritasverband hält Abschiebungen nach Afghanistan für unverantwortlich – und zwar auch bei Straftätern. Der aktuell geltende Schutz vor Abschiebung müsse „grundsätzlich auch Straftäter, Gefährder und Menschen umfassen, die eine Mitwirkung bei der Identitätsfeststellung verweigert haben, sofern ihnen nachweislich eine unmenschliche Behandlung im Zielstaat droht“, erklärte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Peter Neher, heute in Berlin.
Die Argumentation des Bundesinnenministeriums, Afghanistan sei in einigen Gebieten hinreichend sicher, habe wenig mit der Lage vor Ort zu tun, sondern eher mit der „politischen Stimmung in Deutschland“, kritisierte Neher bei der Vorstellung des Jahresberichts des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche.
Caritas international erhielt 2016 Spenden und Zuschüsse in Höhe von rund 77 Millionen Euro. Für Hilfe in Nordkorea seien nur 5.674 Euro von privaten Spendern eingegangen, berichtete der Leiter von Caritas international, Oliver Müller. Trotzdem unterstützt das Hilfswerk Projekte in dem Land: Altenhilfe, Impfkampagnen und den Bau von Gewächshäusern für die Versorgung von Tuberkulosepatienten mit Obst und Gemüse. Die Projekte werden aus öffentlichen Zuschüssen finanziert.
Müller beschrieb das Dilemma der Arbeit im Reich von Machthaber Kim Jong Un: „Dass unsere Hilfe dabei gezwungenermaßen indirekt auch dem Systemerhalt dienen kann, weil der Leidensdruck ihrer Bürger gemindert wird, kann niemand, auch wir nicht, ausschließen.“ Die Kontakte über die Hilfsprojekte seien aber möglicherweise „ein Fenster in einem ansonsten abgeschotteten Land“.
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