Charité-Forscher rät Senioren zu dritter Coronaimpfung im Herbst

Berlin – Ein halbes Jahr nach Beginn der Coronaimpfungen in Berlin empfehlen Wissenschaftler eine dritte Impfung für Senioren und Menschen mit Immunschwächen in diesem Herbst. „Wir müssen die nächste Phase beim Impfen jetzt schon andenken“, sagte Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe an der Berliner Charité, der Deutschen Presse-Agentur.
„Ich gehe davon aus, dass wir bei älteren Menschen, die zu Beginn dieses Jahres ihre Erst- und Zweitimpfung erhalten haben, eine nachlassende Immunantwort sehen werden.“ Für Jüngere und Gesunde seien Auffrischungsimpfungen dagegen noch kein Thema, so Sander.
In Berlin ist inzwischen fast ein Drittel der Erwachsenen vollständig gegen das Virus geschützt. Mehr als die Hälfte hat eine erste Spritze erhalten. Für Kinder unter 12 Jahren sind Impfstoffe noch nicht zugelassen. Für ältere Kinder und Jugendliche steht Eltern die Wahl frei. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung bisher nur für junge Leute mit bestimmten Vorerkrankungen.
In Berlin hatten die Impfungen am 27. Dezember 2020 in Seniorenheimen begonnen, um Hochbetagte als besonders gefährdete Gruppe zuerst zu schützen. Auch Klinikärzte sowie Pflegepersonal waren vor einem halben Jahr unter den ersten, die Impfangebote erhielten. Inzwischen ist diese Priorisierung aufgehoben.
Sander hält es für möglich, dass es ohne Auffrischung im Winter zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen zu erneuten Infektionen kommen könnte, „einem gewissen Jojo-Effekt“. Ein solcher „Booster“ sollte dann auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem ermöglicht, etwa zum Zeitpunkt der Grippeschutzimpfung im Oktober.
„Ich denke, es wird über Erst- und Zweitimpfungen hinaus im Herbst Impfstoffreserven geben. Die Auffrischung würde dann parallel zum Lückenschließen bei den Erst- und Zweitimpfungen laufen.“
Eine Auffrischungsimpfung könnte Sander zufolge auch für Organtransplantierte empfohlen werden oder nach bestimmten Therapien, die das Immunsystem schwächen. „Ich denke, die Daten sollten wir ernst nehmen und schon einmal darauf vorbereiten, dass für bestimmte Personengruppen im Herbst und Winter gegebenenfalls eine Auffrischungsimpfung notwendig werden könnte“, sagte Sander heute im Rahmen einer Pressekonferenz. Das gelte auch für Kontaktpersonen dieser Risikogruppen, etwa Teile des Gesundheitspersonals.
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