Medizin

Chemotherapeutikum könnte Anfälligkeit für Depression erhöhen

  • Montag, 15. Mai 2017
Chemotherapeutikum könnte Anfälligkeit für Depression erhöhen
/auremar, stock.adobe.com

London – Ein Chemotherapeutikum, das zur Behandlung von Hirntumoren eingesetzt wird, könnte die Anfälligkeit für eine Depression erhöhen. Das meinen Forscher des King’s College London unter der Leitung von Martin Egeland. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Translational Psychiatry Journal (2017; doi: 10.1038/tp.2017.68).

Laut den Autoren ist es schwierig zu bestimmen, ob Depressionen bei Tumorpatienten psychische Krankheitsfolgen sind oder eine Nebenwirkung der Chemotherapie. Neuere Studien haben den Wissenschaftlern zufolge zudem gezeigt, dass Depressionen beson­ders häufig bei Patienten mit Hirntumoren auftreten. Rund 30 Prozent der Patienten lei­den laut der Arbeitsgruppe an einer Depression, die damit aber immer noch unterdiag­nos­­tiziert sei. Die Forscher des King’s College London untersuchten jetzt, ob der Ein­fluss, den Chemotherapeutika auf die Neurogenese haben, auch biologische Verände­rungen in den Mechanismen des Gehirns zur Folge haben könnte, die eine Depression begünstigen.

Die Wissenschaftler verabreichten Mäusen das Chemotherapeutikum Temozolomide (TMZ). Die Mäuse zeigten eine signifikante Reduktion beim Heranwachsen neuer Hirn­zell­en im Hippocampus, einer Region die für Emotionen und Gedächtnis verantwortlich ist. Je mehr das Medikament die Neurogenese verringerte, desto größer war die Zunah­me der Stresshormone, wenn die Mäuse Stress ausgesetzt waren. Bei der Beobach­tung der Mäuse im Anschluss an die Therapie mit TMZ fielen vermehrte Ver­än­derungen im Sinne einer Depression auf. Hierzu zählten die Forscher eine vermin­derte Robustheit bei der Verarbeitung von neuen Umständen und ein vermindertes Interesse an einer Beloh­nung mit Zuckerlösung.

Martin Egeland vom Institut für Psychiatry, Psychology & Neuroscience am King’s College London fügt an, dass Chemotherapeutika bei der Behandlung einer Krebs­erkran­kung un­erlässlich seien, doch könnten die Erkenntnisse dazu beitragen, neue Behandlungs­möglichkeiten gegen Nebenwirkungen wie Depression zu finden, um so die Lebensqua­lität der Betroffenen zu erhöhen. Als nächsten Schritt möchten die Forscher untersu­chen, welche Interventionen oder Medikamente wie Antidepressiva die Folgen der Che­mo­therapie abschwächen könnten.

hil

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