Medizin

S3-Leitlinie: Nebenwirkungen der Krebstherapie richtig behandeln

  • Dienstag, 11. Juli 2017

Heidelberg – Eine Krebstherapie ist für viele Betroffene mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Eine neue S3-Leitlinie beschreibt die Möglichkeiten der supportiven Therapie für zehn relevante Themenbereiche. Die klinische Leitlinie ist im Deutschen Ärzteblatt erschienen (Dtsch Arztebl Int 2017; 114(27-28): 481–7).

Die Autoren geben Empfehlungen für eine supportive Krebstherapie bei tumor­therapieinduzierter Anämie, Neutropenie, Übelkeit und Erbrechen, Diarrhö, Mukositis, Hauttoxizität, peripherer Neurotoxizität sowie ossären Komplikationen, Paravasaten und strahlentherapieinduzierten Nebenwirkungen. 

Unter einer Anämie leiden bereits zum Zeitpunkt der Tumordiagnose 30 bis 50 Prozent der Patienten. Eine Transfusion sollten Ärzte erst dann in Erwägung ziehen, wenn der Hämatokritwert bei einer Tumortherapie unter 21 bis 24 Prozent fällt oder aber die Hämoglobinkonzentration unter sieben bis acht g/dl liegt. Hingegen erhalten Krebspatienten, die unter einer chronischen Anämie leiden, nur ein Erythrozyten­konzentrat, wenn die Grenzwerte geringfügig unterschritten wurden.

Prophylaxe der tumorinduzierten Diarrhö wird nicht empfohlen

Eine deutliche Absage erteilen die Autoren der Leitlinie prophylaktischen Mitteln gegen Durchfall. Denn es konnte keine wirksame Prophylaxe belegt werden für Budesonid, Heilerde, Cyclosporin, Glutamin, Neomycin und Octreotid. Nurdie Gabe von Synbiotika bei einer Chemotherapie mit 5-Fluoruracil erhält eine schwache Empfeh­lung. Einig sind sich die Experten  bei unkomplizierten Diarrhöen (Grad 1 und 2). Diese sollen Ärzte symptomatisch mit Loperamid behandeln. Falls nötig, kann die Therapie mit Octreotid verstärkt werden.

Auch bei  Polyneuropathie und der Mukositis kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit von nur wenigen der geprüften Substanzen durch Studien belegt ist. Bei Anämie und ossären Komplikationen relaitivierte sich hingegen der Empfehlungs­grad durch die Vielzahl an Studien, die in der Leitlinie berücksichtigt wurden.

gie

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