Medizin

Cholinerge Signalblockade könnte bei peripheren Neuropathien helfen

  • Mittwoch, 25. Januar 2017

San Diego – Die Blockade muskarinischer Acetylcholinrezeptoren vom Typ 1 könnte künf­tig eine Behandlungsoption für diabetisch und toxisch induzierte Neuropathien sein. Im Journal of Clinical Investigation berichten Forscher mit Erstautor Nigel Calcutt  von der San Diego School of Medicine (2017; doi: 10.1172/JCI88321).

Die Behandlungsoptionen für Polyneuropathien sind bisher vergleichsweise rar. Sie um­fassen eine symptomatische Therapie und die Vermeidung auslösender Faktoren. Be­kannt sind laut Autoren über 500 Auslöser für periphere Polyneuropathien. Toxisch und metabolisch induzierte Fälle durch Diabetes und Alkohol machen jedoch etwa die Hälfte der Erkrankten aus. Bisher wurden verschiedene Faktoren der nervalen Degeneration untersucht, darunter auch die Dysfunktion der Mitochondrien, die beispiels­weise bei Dia­betes auftritt. Um die entstehenden Schäden auszugleichen, bedarf es einer neuronalen Regeneration, bei der Axone wieder aussprossen und Verbindungen knüpfen.

Neurotransmitter sind wichtige Modulatoren der neuronalen Plastizität. Die Forscher ver­muteten, dass in ihnen der Schlüssel zur neuronalen Regeneration liegen könnte. Ace­tyl­cholin ist einer der wichtigsten Transmitter im peripheren Nervensystem. Sie unter­such­ten an transgenen Mäusen die Rolle des cholinergen Signalwegs.

Im Rahmen meh­re­rer Versuche stellten die Wissenschaftler fest, dass das neuronale Wachstum durch die Aktivierung muskarinischer Acetylcholinrezeptoren vom Typ 1 ein­geschränkt wurde. Mäuse, die an Diabetes litten und den Rezeptor nicht exprimierten, entwickelten keine Polyneuropathie. In-vitro- und In-vivo-Experimente zeigten, dass eine medikamen­töse Blockade des Rezeptors neuroprotektiv wirkte. Die Blockade des Rezep­tors führte zur Aktivierung der AMP-aktivierten Kinase (AMPK). Die AMPK ist ein wichtiger Signal­weg, der die Zelle bei Energiemangel, wie er bei dysfunktionalen Mitochondrien auf­tritt, vor einem Kollaps bewahrt.

Möglicherweise könnte eine Blockade des Rezeptors auch Menschen vor einer Poly­neu­ro­pathie schützen. Da die Erfahrung mit anticholinergen Medikamenten aus anderen Therapiebereichen groß ist, hoffen die Forscher, dass ihre Erkenntnisse zeitnah zu ers­ten klinischen Studien führen.

hil

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