Politik

Christliche Krankenhäuser kritisieren Eckpunkte zur Krankenhausreform

  • Mittwoch, 17. Dezember 2014

Berlin – Die Christlichen Krankenhäuser in Deutschland (CKiD) haben kritisiert, dass die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Krankenhausreform keine Lösung für die unzureichende Investitionskostenfinanzierung durch die Bundesländer gefunden hat. „Das dringliche Thema der seit Jahren defizitären Investitionskostenfinanzierung wird trotz der auch von den politischen Verantwortlichen bemängelten Investitionslücke von jährlich drei Milliar­den Euro bundesweit einfach ausgespart“, heißt es in einer Stellungnahme, die die CKiD heute veröffentlicht hat. „Eine wesentliche Voraussetzung für eine hohe Qualität der medizinischen Leistungserbringung sind aber verlässliche Finanzierungsstrukturen.“

Die CKiD, ein Zusammenschluss des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV) und des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland (KKVD), kritisieren zudem die von Union und SPD geplante qualitätsorientierte Vergütung. „Wer eine Steuerung der Qualität im Gesundheitswesen mit Hilfe von Pay-for-Performance in Erwägung zieht, sollte zuerst prüfen, ob ein solches Vorgehen auch erfolgsversprechend ist“, forderte der Vorsitzende des KKVD, Theo Paul.

Qualitätsorientierte Vergütung schafft negative Anreize
Bevor die qualitätsorientierte Vergütung ein fester Bestandteil des deutschen Gesund­heits­­wesens werden könne, sei es daher notwendig, dass die Behandlungsqualität transparent, sektorenübergreifend und mit geringem Verwaltungsaufwand erfasst und ausgewertet werde, so die CKiD. Zudem könnten Qualitätsabschläge zu Anreizen führen, gerade schwer kranke, multimorbide Patienten nicht prioritär zu behandeln. „Es droht eine verdeckte Leistungsrationierung. Wir fordern Unterstützung im Verbesserungs­prozess von Qualität für die Kliniken, etwa über Benchmarking und Public Reporting mit Peer Reviews im strukturierten Dialog, und keine Abstrafung“, sagte der Vorsitzende des DEKV, Manfred Witkowski.

Kritik der christlichen Krankenhäuser ruft auch das Vorhaben von Bund und Ländern hervor, die Kontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) auch auf die Einhaltung von Qualitätsstandards auszuweiten. Dies schaffe nicht mehr Trans­parenz und bessere Qualität in der Patientenversorgung, sondern vor allem einen immensen, patientenfernen Bürokratieaufwand, so die CKiD.  Fraglich sei zudem, ob diese Regelung die Kompetenzen der MDK-Ärzte nicht bei weitem übersteige, und die unangekündigten Kontrollbesuche weniger dem Patienteninteresse, sondern eher Kasseninteressen dienen würden.

Das angekündigte Pflegeförderprogramm loben die CKiD. Allerdings erlaubten die vorgesehenen 660 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre, nur die Schaffung von zwei zusätzlichen Stellen pro Klinik.

CKiD veröffentlichen eigene Qualitätsprüfsteine
DEKV und KKVD haben heute zudem zehn „Qualitätsprüfsteine“ veröffentlicht, die eine konkrete Leitlinie für den klinischen Alltag bilden sollen. Sie lauten „Ethik und Werte“, „Patientenorientierung“, „Verantwortung“, „Qualifizierung“, „Patientensicherheit“, „Versorgungsstrukturen“, „Transparenz“, „Ergebnisqualität und Heilung“, „Arbeitsbe­dingungen“ und „Christliches Profil“.

„Seelsorgerische und spirituelle Begleitung sind Teil der Krankenhausbehandlung und schließen eine religiöse und psychische Dimension von Krankheitsbewältigung mit ein“, heißt es zum Beispiel im Prüfstein „Ergebnisqualität und Heilung“. Zuwendung und Empathie des therapeutischen Teams sollen eine Atmosphäre des Vertrauens und Angenommenseins schaffen, die den Heilungsprozess unterstützt. Die Patienten als ganze Menschen wahrzunehmen und sie Mitmenschlichkeit erfahren zu lassen, sei für die Mitarbeiter Maßstab für eine gute Ergebnisqualität. Ergebnisqualität werde  im klinischen Alltag insofern auch an weichen Faktoren gemessen.

fos

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