Cochlea-Implantation auch bei älteren Menschen sicher

Lübeck – Hörstörungen im höheren Alter sind häufig, werden aber oft vernachlässigt. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) jetzt hingewiesen.
„Die Senioren bemerken, dass sie das Vogelgezwitscher nicht mehr wahrnehmen“, erläuterte Christiane Völter von der Ruhr-Universität Bochum im Vorfeld der 89. Jahresversammlung der Fachgesellschaft. Später falle es den Betroffenen immer schwerer, anderen Menschen im Gespräch zu folgen, sagte die Leiterin der Abteilung für Hörrehabilitation an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde im St.-Elisabeth-Hospital.
Behandlung ist wichtig
Werde die Hörstörung nicht behandelt, könne dies schwerwiegende Folgen haben: Viele Senioren reagierten auf die Hörbeeinträchtigung mit sozialem Rückzug. Auch die geistigen Fähigkeiten könnten nachlassen. „Langzeitstudien haben gezeigt, dass Menschen mit Hörstörungen häufiger eine Demenz entwickeln. Bei mittelgradigen Hörstörungen steigt das Risiko um das Doppelte, bei einer hochgradigen sogar um das Fünffache“, so Völter.
Hörgeräte könnten dabei helfen, ältere Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. „Es ist bedauerlich, dass nach Schätzungen des Bundes für Schwerhörige dennoch weniger als 50 Prozent der mittel- bis hochgradig Schwerhörigen in Deutschland mit einem Hörgerät versorgt sind“, so die Expertin.
Allerdings sei ein konventionelles Luftleitungshörgerät nicht für alle schwerhörigen Menschen sinnvoll und ausreichend. Ein Cochlea-Implantat sei erforderlich, wenn die Innenohrschwerhörigkeit in Richtung einer nahezu vollständigen Ertaubung fortgeschritten sei. Die Geräte, die über ein Mikrofon den Schall aufnehmen und die Signale elektrisch auf den Hörnerv übertragen, wurden ursprünglich für taube Kinder entwickelt.
„Inzwischen werden Cochlea-Implantate immer häufiger auch bei älteren Menschen eingesetzt“, so Völter. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die operative Implantation bei älteren Menschen sicher ist. „Unter Beachtung von vorbestehenden Erkrankungen ist die Komplikationsrate bei Älteren mit der von Jüngeren vergleichbar“, betonte die DGHNO KHC-Expertin.
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