Vermischtes

Comeback der Anti-Babypille

  • Mittwoch, 4. August 2021
/picture alliance, EIBNER/Michael Weber
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Berlin – Der Anteil von Mädchen und jungen Frauen, die mit der Pille verhüten, ist im vergangenen Jahr erstmals seit zehn Jahren wieder angestiegen. Das hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) mit Verweis auf eine Analyse der GKV-Verordnungsdaten mitgeteilt.

Demnach lag der Anteil kombinierter oraler Kontrazeptiva bei den gesetzlich krankenversicherten Mäd­chen und Frauen im Jahr 2020 bei 35 Prozent. Das sind rund drei Prozent mehr als im Jahr 2019, dem bisherigen historischen Tiefststand.

„Dieser Anstieg ist allein darauf zurückzuführen, dass die Altersgrenze für die Erstattung von empfäng­nisverhütenden Medikamenten im Jahr 2019 von 20 auf 22 Jahre angehoben wurde“, sagte Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes.

Der Höchststand der Verordnungen war 2010 mit 46 Prozent erreicht worden. In den folgenden zehn Jahren waren die Zahlen dann kontinuierlich gesunken.

Sorge bereitet Experten die unverändert hohe Verordnungsrate von Präparaten mit einem höheren Risi­ko für die Bildung von Thrombosen und Embolien. Laut der aktuellen Auswertung liegt ihr Anteil bei 52 Prozent und ist damit gegenüber dem Wert von 2019 (54 Prozent) nur leicht gesunken.

Dabei hatten das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Paul-Ehrlich-Ins­titut (PEI) Ärzte zuletzt im Juni 2021 im „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“ aufgefordert, bei der Bera­tung und Anwendung vor allem Präparate mit dem geringsten Risiko für venöse Thromboembolien zu berücksichtigen.

Wie notwendig dieser Appell nach wie vor ist, zeigt eine Detailauswertung des WIdO zu den verordneten Wirkstoffen: So blieb der Verordnungsanteil des Wirkstoffes Dienogest im Jahr 2020 mit 36 Prozent un­ge­fähr auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr (2019: 37 Prozent), obwohl das BfArM aufgrund des er­höhten Risikos venöser Thromboembolien bei Risikopatientinnen von der Verordnung abrät.

Das gilt auch für Chlormadinon, dessen Verordnungsanteil sich ebenfalls nur leicht von elf Prozent im Jahr 2019 auf zehn Prozent im vergangenen Jahr verringerte.

Der Anteil der risikoärmeren Alternativen an den Verordnungen hat sich zwar zwischen 2010 und 2020 von knapp 30 auf 48 Prozent erhöht. „In den letzten Jahren waren aber nur noch geringfügige Verschie­bungen in Richtung der risikoärmeren Wirkstoffe zu beobachten“, so Eike Eymers.

hil/sb

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