Politik

Contergan-Geschä­digte leiden unter Spät- und Folgeschäden

  • Montag, 4. März 2013
Uploaded: 19.02.2013 11:34:53 by mis

Heidelberg/Berlin – Die rund 2.400 Menschen mit Contergan-Schädigungen in Deutsch­land sind mittlerweile 53 Jahre alt und leiden unter Spät- und Folgeschäden. Das berich­tet der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages in einer Expertise zum Thema.

Dabei werden als Spätschäden solche bezeichnet, die bereits vorgeburtlich entstanden sind, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt diagnostiziert wurden. Folgeschäden sind hingegen solche Schäden, die sich erst im Lebensverlauf entwickelten. Laut einer Studie des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg aus dem Zeitraum zwischen 2008 und 2012 seien beide „dramatisch“, zu nennen, so der Wissenschaftliche Dienst: Die jahrelange Fehl- und Überbelastung ursprünglich gesunder Gelenke und Glied­maßen habe bei den Betroffenen mittlerweile zu schweren Arthrosen und Verschleiß­erscheinungen, Muskel- und Sehnenschwächen, starken meist chronischen Schmerzen sowie einer erheblichen Einschränkung der Mobilität geführt.

Außerdem seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine Schädigung innerer Organe, des zentralen Nervensystems, der Wirbelsäule sowie der Hüfte zu verzeichnen. Die Folgeschäden schränkten auch in sozialer und psychischer Hinsicht die Lebensqualität ein.

Die Contergan-Katastrophe 1957 bis 1962
Von Oktober 1957 bis November 1961 hatten schätzungsweise fünf Millionen Verbraucher etwa 300 Millionen Tagesdosen des Präparats eingenommen. Der Marktanteil von Contergan in der Sparte der Schlafmittel war damit innerhalb von drei Jahren auf etwa 46 Prozent angewachsen. Im Zeitraum zwischen 1958 und 1962 überlebten in Westdeutschland unter den geschädigten Kindern – bei einer Sterberate von rund 40 Prozent – etwa 5.000 Kinder die Geburt mit teils schweren Schädigungen.

Bereits Ende 2012 und dann Anfang des Jahres hatte der Koalitionsausschuss der Regierungskoalition beschlossen, die staatlichen Leistungen des Bundes für Contergan-Geschädigte noch in dieser Legislaturperiode um 120 Millionen Euro aufzustocken. Damit reagierte der Koalitionsausschuss auf die Spät- und Folgeschäden Contergan-bedingter Schädigungen, die mit der Heidelberger Studie umfassend verifiziert worden seien.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung