Ausland

Corona: Neun von zehn afrikanischen Ländern werden Impfziele nicht erreichen

  • Freitag, 11. Juni 2021
Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika / picture alliance, AP Photo, Salvatore Di Nolfi
Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika / picture alliance, AP Photo, Salvatore Di Nolfi

Brazzaville – Knapp 90 Prozent der afrikanischen Länder werden das Ziel, zehn Prozent ihrer Bevölkerung bis September gegen COVID-19 zu impfen, voraussichtlich nicht erreichen. Das gab das afrikanische Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt bekannt. Es fehlten dafür 225 Millionen Impfdosen.

Sollte das aktuelle Impftempo anhalten, würden nur sieben der 54 afrikanischen Länder das von der Weltgesundheitsversammlung, dem Leitungsorgan der WHO, ausgegebene Impfziel erreichen.

Auf dem afrikanischen Kontinent steigen die Corona-Infektionszahlen weiterhin rasant. Laut WHO sind es derzeit nahezu fünf Millionen. Wöchentlich stiegen die Zahlen zuletzt um bis zu 20 Prozent, allein in der vergangenen Woche um 88000. Knapp 72 Prozent der neuen Fälle wurden in Ägypten, Südafrika, Tunesien, Uganda und Sambia gemeldet.

Es zeichne sich bereits eine dritte Welle ab, während weiterhin große Teile der vulnerablen Bevölkerungsteile ungeschützt seien, erklärte Matshidiso Moeti, WHO-Regionaldirektorin für Afrika. „Impfstoffe können nachweislich Fälle und Todesfälle verhindern, daher müssen Länder, die dies können, dringend COVID-19-Impfstoffe teilen. Es geht darum, ob man die Dosis für Afrika teilt oder stirbt“, so Moeti.

Der Kontinent habe bislang insgesamt 32 Millionen Impfdosen erhalten und damit weniger als ein Prozent der über 2,1 Milliarden global verabreichten Dosen. Erst zwei Prozent der afrikanischen Bevölkerung habe eine Impfung erhalten, erst 9,4 Millionen Afrikaner seien vollständig geimpft.

Darüber hinaus hätten einige Länder Schwierigkeiten, ihre Impfkampagnen ins Rollen zu bringen. Nur 14 Staaten hätten bis zu 100 Prozent der ihnen über die Impfinitiative Covax zur Verfügung stehenden Impfdosen verbraucht. 20 Länder hätten bislang nicht einmal die Hälfte ihres Impfstoffs verimpfen können, in zwölf Ländern bestehe das Risiko, dass zehn Prozent der AstraZeneca-Dosen bis Ende August verfallen.

„Wir müssen sicherstellen, dass die Impfstoffe, die wir haben, nicht verschwendet werden, weil jede Dosis kostbar ist“, appelierte Moeti. „Länder, die bei ihrer Einführung im Rückstand sind, müssen ihre Impfbemühungen verstärken.“ Auch Missinformation und mangelndes Vertrauen in Impfungen seien ein Problem.

Laut dem Risk Communication Community Engagement Collective, einer gemeinsamen Initiative der WHO, des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), gibt es in diesem Punkt große Schwankungen.

Demnach vertrauen etwa in Kamerun nur 38 Prozent der Einwohner auf Impfungen, in Guinea hingegen 86 Prozent. Im Durchschnitt hätten die Menschen in West- und Zentralafrika mit rund 60 Prozent das niedrigste Impfvertrauen.

Um Fehl- und Desinformationen rund um Impfstoffe zu bekämpfen, haben die WHO und ihre Partner die Africa Infodemic Response Alliance (AIRA) gegründet. Dieses Jahr seien über die Allianz über 150 Videos und Social-Media-Posts erstellt worden, um Fehlinformationen entgegenzuwirken, die auf knapp 60 Social-Media-Kanälen ausgespielt und mehr als 100 Millionen Mal aufgerufen worden seien.

alir

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