Coronaimpfung: Ärzte rufen zum Schutz für vulnerable Gruppen auf

Münster – Die Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) hat an Berufsgruppen appelliert, die mit vulnerablen Menschen und jüngeren Kindern zusammenkommen, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen.
„Nicht alle pflegebedürftigen und alten Menschen können sich impfen lassen oder erwerben einen ausreichenden Impfschutz. Millionen von Kindern in Deutschland unter zwölf Jahren haben mangels einer Impfstoffzulassung noch keine Möglichkeit, sich selbst gegen COVID-19 immunisieren zu lassen“, argumentiert die Kammerversammlung in einer Resolution.
Ärzte, Pflegefachkräfte, Lehrer, Erzieher und Angehörige anderer Berufsgruppen, die mit vulnerablen Gruppen zusammenarbeiten, sollten sich daher zeitnah gegen SARS-CoV-2 impfen lassen, fordern die Delegierten.
Die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Daniela Behrens (SPD), erläuterte in einem Grußwort anlässlich der Kammerversammlung, dass bis Herbst 75 Prozent der niedersächsischen Bevölkerung geimpft sein sollen. Um dies zu erreichen, starte das Gesundheitsministerium in Kürze mit einer landesweiten Impfkampagne, so Behrens.
Niederschwellige Impfangebote für verschiedene Bevölkerungsgruppen in Deutschland wünscht sich auch der Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää). „Trotz vermehrter Verfügbarkeit von Impfterminen in den Impfzentren und Praxen ist der Zugang für sozial Benachteiligte und bestimmte vulnerablen Gruppen, wie Menschen mit Substanzgebrauch, unzureichenden Deutschkenntnissen oder Obdachlose, nach wie vor zu hochschwellig“, sagte Michael Janßen, Co-Vorsitzender des vdää.
Nötig seien niedrigschwellige Angebote, in den Quartieren, mit Aufklärung vor Ort sowie mit lokalen Initiativen und Organisationen. „Es braucht Sprachmittlung, um hier die Impfquoten zu erhöhen. Lokale Modellprojekte, die das versuchten, waren meist nur über einen kurzen Zeitraum verfügbar. Wir brauchen eine flächendeckende und andauernde niederschwellige Impfkampagne“, so Janßen.
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Sachsen beobachtet mit Sorge eine nachlassende Impfbereitschaft in Sachsen. „Die Ärzte verfügen alle über ausreichend Impfstoff, aber es fehlen die Impflinge“, sagte Klaus Heckemann.
Habe eine Praxis vorher rund 100 Menschen pro Woche geimpft, seien es jetzt „vielleicht zehn bis 15 Leute“, schätzt Heckemann. Es gehe nicht mehr um die Ablehnung eines Impfstoffes oder um den Wunsch nach einem bestimmten Präparat. „Es kommt einfach niemand mehr.“ Derzeit seien die Infektionszahlen niedrig, viele Menschen entsprechend sorglos.
In Dresden hat Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für heute Vormittag zum Impfgipfel geladen, um wieder Schwung in die Impfkampagne zu bringen. Bei der Quote der vollständig Geimpften liegt Sachsen im bundesweiten Vergleich zurück.
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