Coronakommission: Schweden hat beim Schutz von Älteren versagt

Stockholm – Schweden hat es nach Angaben einer extra eingesetzten Coronakommission nicht vermocht, seine älteren Mitbürger vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen. „Die Strategie zum Schutz der Älteren ist gescheitert“, urteilte die Kommission in einem gestern veröffentlichten Bericht.
Länger bekannte strukturelle Probleme sowie mehrere Faktoren wie der Mangel an geeigneter Schutzausrüstung und die späte Einführung umfassender Tests hätten dazu beigetragen, dass die Altenpflege schlecht vorbereitet und schlecht ausgerüstet zur Handhabe einer Pandemie gewesen sei, heißt es darin. Die Angestellten in der Altenpflege seien in der Krisensituation großteils alleine gelassen worden.
Die Verantwortung für die Versäumnisse liegt der Kommission zufolge letztlich bei der amtierenden Regierung und den Vorgängerregierungen. Eine in dem Teilbericht hervorgehobene Schwäche war die Aufsplitterung der Altenpflege. Diese ist in Schweden in 21 Regionen und 290 Kommunen aufgeteilt. Auch viele private Anbieter mischen mit, während die nationale Verantwortung von staatlichen Regierungsbehörden getragen wird.
Schweden hat in der Coronakrise eine spezielle Strategie mit weniger strikten Maßnahmen verfolgt. Bislang wurden mehr als 340.000 bestätigte Coronainfektionen sowie 7.667 damit in Verbindung stehende Todesfälle verzeichnet. Auf die Bevölkerung heruntergerechnet hat das Land mit rund zehn Millionen Einwohnern damit deutlich mehr Infektionen und Todesfälle gehabt als Deutschland oder der Rest Skandinaviens. Der Großteil der Coronatoten war 70 Jahre und älter.
Die Coronakommission wurde Ende Juni von der schwedischen Regierung eingesetzt. Der Bericht von gestern war der erste Teilbericht zur Pandemie. Ihren Abschlussbericht soll sie am 28. Februar 2022 vorlegen – sieben Monate vor der nächsten schwedischen Parlamentswahl.
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