Coronakrise: Irans Ärztekammer warnt vor Pflegepersonalmangel

Teheran – Die iranische Ärztekammer hat vor einem Mangel an Ärzten und Pflegern in der neuen Phase der Coronakrise im Land gewarnt. Bis jetzt seien 140 Ärzte und Pfleger an SARS-CoV-2 gestorben und mehr als 6.000 hätten sich infiziert, sagte Ärztekammersprecher Ali Fattahi heute.
Alle Bürger sollten sich, besonders nach dem dramatischen Anstieg der Fallzahlen, an die Hygienevorschriften halten, um einen Personalmangel in den Krankenhäusern zu verhindern. „Die Vorschriften nicht ernstzunehmen, könnte zu einer Katastrophe führen“, sagte der Sprecher nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna.
Die medizinische Versorgung der Coronapatienten funktioniert nach Angaben des Gesundheitsministerium zwar noch, aber ein weiterer Anstieg der Fallzahlen könnte landesweit zu einem Engpass führen.
Die Lockerungen seit Ende Mai hatten dazu geführt, dass die Bevölkerung die Hygienevorschriften und auch die Pandemie nicht mehr ernst nahm. Dementsprechend steigen seitdem auch die Fallzahlen. Schlimm ist es besonders in der Hauptstadt Teheran mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, die seit gestern wegen der hohen Infektionsfälle zur roten Zone erklärt wurde.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind binnen 24 Stunden erneut rund 200 Patienten an dem Virus gestorben. Damit liege die Zahl der Todesopfer aktuell bei 16.343, so Sprecherin Sima Lari heute im Staatsfernsehen. Im gleichen Zeitraum wurden Lari zufolge mehr als 2.600 Neuinfektionen erfasst. Somit stieg die Zahl der bisher nachgewiesenen Infektionen auf fast 300.000.
Meinungsverschiedenheiten innerhalb der iranischen Regierung gibt es auch im Zusammenhang mit den jährlichen Aschura-Trauerfeiern. Nachdem Ruhani angekündigt hatte, dass die Trauerfeiern veranstaltet werden sollen, behauptet das Gesundheitsministerium, dass diesbezüglich das letzte Wort noch nicht gesprochen sei.
„Die Gesundheit der Menschen sollte genauso respektiert werden wie religiöse Traditionen“, sagte Vizegesundheitsminister Ali-Resa Raeissi gestern laut Nachrichtenagentur Isna.
Die Aschura-Feiern anlässlich der Ermordung des dritten schiitischen Imams Hussein im Jahr 680 haben in den letzten Tagen für hitzige Diskussionen im Land gesorgt. Der Klerus und auch Präsident Ruhani bestehen darauf, dass trotz der Coronakrise die Aschura-Zeremonien Ende August veranstaltet werden sollen.
Das Gesundheitsministerium ist dagegen, weil es bei Aschura zu großen Menschenversammlungen kommt und dementsprechend auch zu neuen Infektionen.
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