Politik

Coronamaßnahmen: Bayerische Krankenhäuser appellieren an Bevölkerung

  • Dienstag, 19. April 2022
/picture alliance, Sebastian Gollnow
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Berlin – Rund 200 bayerische Krankenhäuser wenden sich mit einem Appell zu fortgesetzter Vorsicht an die Bevölkerung. Nach Aufhebung der meisten Coronamaßnahmen sei das Gesundheitswesen stärker als zuvor auf die Umsicht des Einzelnen angewiesen, betont die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG).

Seit gut zwei Wochen sind die meisten Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 gefallen, nur ein schmaler Basisschutz ist bestehen geblieben. „Doch durch Gesetze wird keine Pandemie beendet“, sagte BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen. „Die Politik konnte sich in der Ampel-Koalition der Bundesregierung und in der Verantwortungszuordnung zwischen Bund und Länder nicht darauf einigen, die Maßnahmen verpflichtend fortzuführen.“

Die Umsetzung der Hotspot-Regelungen auf Länderebene erscheine für große Bundesländer rechtlich kaum machbar zu sein, weshalb sich auch Bayern dagegen entschieden habe. „Wir schauen mit Sorge auf die damit verbundenen Risiken“, erklärte Engehausen.

Pandemie nicht auf die leichte Schulter nehmen

Die Politik setze nun offenbar weitgehend auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass die Infektionszahlen nochmal deutlich steigen, denn schon jetzt würden die Kliniken viele planbare Behandlungen zur Sicherung der akut nötigen Versorgung verschieben müssen. „Dies ist aber nicht längerfristig verantwortbar.“ Es gehe um die Sicherheit der Versorgung, wenn die Reduzierung wesentlicher Coronaschutzmaßnahmen kommt, obwohl die Kliniken im höchsten Maße belastet und die Infektionszahlen extrem hoch sind.

Deshalb hat die BKG einen Appell initiiert, dem sich nach Angaben des Verbands innerhalb weniger Stunden nach Veröffentlichung mehr als die Hälfte der Krankenhäuser im Freistaat angeschlossen haben. „Nehmen Sie die Pandemie jetzt nicht auf die leichte Schulter. Dafür ist es noch zu früh“, heißt es darin. Auch wenn dies nicht mehr verpflichtend sei, solle man weiterhin freiwillig Masken tragen, insbesondere in Innenräumen.

Auch ohne gesetzliche Vorgaben solle man sich außerdem vorbildlich bei den Hygieneregeln verhalten. „Schützen Sie weiterhin sich und Ihre Mitmenschen“, so die BKG. Die größte Sicherheit bietet hingegen ein vollumfänglicher Impfschutz, der schwere Krankheitsverläufe am ehesten verhindert und alle im Gesundheitswesen tätigen Menschen entlastet. „Falls noch nicht erfolgt: Lassen Sie sich boostern!“

Unter den Unterstützern befinden sich auch zahlreiche Mitgliedereinrichtungen des Verbands der Privatkrankenanstalten in Bayern (VPKA). Ihm sei es wichtig, gerade aus dem Klinikbereich klare Signale auszusenden, sagte Mate Ivančić, CEO der Schön Klinik SE und Vorstandsmitglied des VPKA. Zwar würden die extrem hohen Inzidenzwerte der vergangenen Wochen mittlerweile langsam sinken, doch dürfe man sich nicht in trügerischer Sicherheit wiegen.

Die Kliniken und alle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in den vergangenen beiden Jahren durch Corona ganz enorm gefordert gewesen, teils weit über die Belastungsgrenzen hinaus. „Für die Kolleginnen und Kollegen, die über einen solch langen Zeitraum in vorderster Reihe um Menschenleben gekämpft haben, ist es wie ein Schlag ins Gesicht, wenn jetzt alle die gebotene Vorsicht aufgeben und damit Gefahr laufen, der nächsten Coronawelle ungebremst Vorschub zu leisten“, mahnte er.

Das Gesundheitssystem müsse nun dringend entlastet werden, nicht zuletzt, um Behandlungen, die aufgrund der Pandemie verschoben werden mussten, endlich durchführen zu können. „Diese weiter zu verschieben ist mit Blick auf das Wohl der betroffenen Patientinnen und Patienten nicht zu verantworten“, so Ivančić. „Wir alle haben als Gesamtgesellschaft die Verpflichtung, alles zu tun, um die nächste Welle nach Möglichkeit zu verhindern. Darum appellieren wir an die Bevölkerung, die genannten Maßnahmen weiterhin umzusetzen und an die Kliniken, sich der Kampagne anzuschließen.“

EB/lau

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