Coronasprache noch im Fluss

Mannheim – Wie stark und nachhaltig die Coronapandemie die deutsche Sprache verändert hat, ist aus Sicht von Fachleuten noch im Fluss. „Es hat eine große Erweiterung des Wortschatzes gegeben. Wir haben beim Institut für Deutsche Sprache rund 2.500 Coronabegriffe gesammelt", sagte der Institutsleiter Henning Lobin.
Allerdings sei nicht ausgemacht, welche Wörter sich dauerhaft etablierten. „Ob wir in fünf Jahren noch wissen, was mit Superspreader oder Herdenimmunität gemeint war?“ Lobin sagte, neue Wörter und die allgemeine Nutzung von bisher nur Experten bekannten Fachbegriffen aus Medizin oder Epidemiologie erweiterten die sprachlichen Möglichkeiten einer Gesellschaft.
Wenn diese Wörter im Wortschatz erhalten blieben, werde so bei kommenden Krisen oder auch in völlig neuen Zusammenhängen „eine genauere Beschreibung der Wirklichkeit möglich“, sagte Lobin. „Wir kategorisieren die Wirklichkeit mit Wörtern.“
Die Liste der 2.500 Coronawörter reicht von Abendlockdown bis Zweitimpfung. Die von den Mannheimer Sprachexperten zusammengetragenen Wörter erzählen von Entwicklungen und Erfahrungen in der Coronazeit.
Entstanden sind neue Substantive, Adjektive und Verben. Als Beispiel nennt das Institut etwa „maskenmüde“ und „vorbeiatmen“ – aber auch feste Fügungen wie „vereinfachte Krankschreibung“.
Das Leibniz-Institut plant ein eigenes Coronawörterbuch, das alle Einträge nach den Verwendungszusammenhängen gruppiert und beschreibt.
In dieser Woche diskutieren bei der Jahrestagung rund 400 Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler über neue Entwicklungen der deutschen Rechtschreibung.
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