Coronaspürhunde eignen sich als Testmethode bei Konzerten

Hannover – Coronaspürhunde können auch in Alltagssituationen zuverlässig Coronainfektionen erschnüffeln und sind daher für den Einsatz bei Großveranstaltungen geeignet. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie unter Leitung eines Teams der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo), die jetzt in der Fachzeitschrift BMJ Global Health (2022; DOI: 10.1136/bmjgh-2022-010276) veröffentlicht wurde.
Die speziell trainierten Hunde seien sogar in der Lage, Infektionen zu identifizieren, bevor der PCR-Test positiv sei, sagte Studienleiter Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere an der TiHo. „Der Hund ist in diesem Fall ein Frühwarnsystem.“
Obwohl inzwischen die meisten staatlichen Coronaeinschränkungen aufgehoben wurden, könnten die Coronaspürhunde immer noch von Nutzen sein, glaubt der Professor für Tiermedizin. „Große Firmen wie Continental oder Volkswagen hätten mit ihnen ein relativ günstiges Screening-Tool, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen.“ In einem vom Land Hessen geförderten interdisziplinären Projekt der Universitätsmedizin Mainz wird derzeit der Einsatz von Coronaspürhunden in Pflegeheimen getestet.
Für die niedersächsische Studie „Back to Culture“ wurden bei vier Projektkonzerten im September und Oktober 2021 in Hannover Schweißproben aller Besucher genommen, um Coronainfektionen zu entdecken. Den Auftakt der Reihe machte ein Open-Air-Konzert von Fury in the Slaughterhouse mit maximal 500 Gästen, zum Schluss gab es einen Auftritt des Rappers Sido in einer Halle mit maximal 1.500 Gästen ohne Abstand und Maske.
Die Besucher waren verpflichtet, am Tag des Konzerts in einem bestimmten Testzentrum Abstriche für einen Antigenschnelltest und einen PCR-Test abzugeben. In dem Zentrum sowie am Veranstaltungsort wurde ihnen zudem eine Armbeugenschweißprobe für die Hunde entnommen. Mit den Tieren kamen sie aber nicht direkt in Kontakt. Verwendet wurde zunächst nur die Probe vom Ort des Konzerts.
Wie die TiHo berichtet, erkannten die acht speziell trainierten Hunde die SARS-CoV-2-negativen Proben zu 99,9 Prozent und die SARS-CoV-2-positiven Proben zu 81,6 Prozent. Insgesamt hatten 2.802 Teilnehmer der vier Konzerte Schweißproben abgegeben und darüber hinaus Auskünfte unter anderem zu ihrem Impfstatus und zu chronischen Krankheiten gegeben.
Die Studie zeige, dass Hunde nicht nur unter Laborbedingungen, sondern auch im Alltag Proben zuverlässig unterscheiden könnten, betonte Studienleiter Volk. Kooperationspartner waren die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie die Unternehmen Hannover Concerts, ProEvent Hannover und AWiAS Aviation Services.
Die TiHo will weiter mit Coronaspürhunden forschen. Zuletzt hatte ein Team herausgefunden, dass sie selbst Proben von Long-COVID-Patienten erschnüffeln konnten, wenn deren PCR-Tests bereits wieder negativ waren. Hunde werden den Wissenschaftlern zufolge zunehmend zur Geruchserkennung in der Medizin eingesetzt. Sie seien in der Lage, zum Beispiel verschiedene Krebsarten, Malaria sowie einige bakterielle und virale Infektionen zu entdecken.
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