COVID-19: Abwasseruntersuchungen können Ausbrüche in Pflegeheimen erkennen

Edmonton/Alberta – Abwasseruntersuchungen an zwei oder drei Tagen in der Woche haben in kanadischen Pflegeheimen angezeigt, dass die Bewohner mit SARS-CoV-2 infiziert waren.
Die positiven PCR-Nachweise im Abwasser gingen dabei in vielen Fällen den ersten positiven Tests bei den Bewohnern voraus, wie die in Lancet Microbe (2024; DOI: 10.1016/S2666-5247(24)00126-5) publizierten Ergebnisse zeigen.
Das Abwassermonitoring, das ursprünglich für den Nachweis von Polioviren eingeführt wurde, wird zunehmend zur epidemiologischen Lagebewertung von COVID-19 eingesetzt. Die Konzentration der Virusgene korreliert in der Regel mit der Zahl der Erkrankungen im Versorgungsgebiet des Klärwerks. Der Anstieg geht nicht selten der Zunahme der Erkrankungen voraus.
Forscher aus Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta, haben die Probenentnahmen direkt an den Abflussrohren von zwölf Langzeitpflegeeinrichtungen durchgeführt. Von Januar bis September 2021 wurden dreimal pro Woche Proben gezogen. Danach bis Mai 2023 erfolgten die Tests nur noch zweimal in der Woche.
Mit insgesamt 28 Monaten ist es vermutlich weltweit die längste Testserie, die in Pflegeeinrichtungen durchgeführt wurde. Sie umfasst den Zeitraum vom Beginn der Alphawelle über die Deltawelle bis hin zu den Verästelungen der Omikronwelle.
Wie Xiaoli Pang von der Universität von Alberta in Edmonton und Mitarbeiter berichten, wurden 1.058 der 2.936 (36,0 %) gesammelten Abwasserproben positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Sie verteilten sich auf 84 Ausbrüche, zu denen es in dieser Zeit kam. Insgesamt 60,4 % der Ausbrüche kündigten sich zunächst in den Abwasserproben an, bevor die Tests an den Heimbewohnern positiv ausfielen.
In 7,5 % der Fälle traten die Viren gleichzeitig in Abwasser und bei den Bewohnern auf. In 22,6 % wurden die Viren zuerst bei den Bewohnern oder dem Personal gefunden, bevor das Abwassermonitoring Alarm schlug. Nur in 9,4 % der Fälle hätten die Abwasserproben den Ausbruch übersehen.
Das Frühwarnsystem ist damit nicht lückenlos. In der Regel könnte jedoch der Virusnachweis im Abwasser der Einrichtung das Signal für Tests an den Bewohnern und dem Personal sein, schlägt Pang vor. Wenn die Abwasserproben wieder negativ ausfielen, könnte zur normalen Routine zurückgekehrt werden.
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