Medizin

COVID-19-bedingtes Atemversagen: Kein besseres Überleben mit High-Flow-Sauer­stofftherapie

  • Mittwoch, 28. September 2022

Poitiers – Bei Patienten mit COVID-19-bedingter respiratorischer Insuffizienz hat eine High-Flow-Sauerstoff­therapie im Vergleich zur Standardsauerstofftherapie keinen Überlebensvorteil. Zu diesem Fazit kommt die randomisierte klinische Studie SOHO-COVID, deren Ergebnisse die Autoren jetzt in JAMA vorstellen (DOI: 10.1001/jama.2022.15613).

In die Studie wurden 711 Patienten eingeschlossen, die aufgrund einer COVID-19-Erkrankung an Atemversa­gen litten. Ihr Horovitz-Quotient (paO2/ FiO2) lag bei 200 mmHg oder darunter.

Erstautor Jean-Pierre Frat von der Abteilung für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Poitiers und seine Kollegen berichten, dass es sich um eine Nebenstudie der noch laufenden SOHO-Studie handele, die Patien­ten mit akuter hypoxämischer respiratorischer Insuffizienz aufgrund aller Ursachen einschließe.

Für die SOHO-COVID-Studie wurden die Patienten von Januar bis Dezember 2021 rekrutiert, als gerade die 3. COVID-19-Welle durch Frankreich lief. Die letzte Kontrolluntersuchung war im März 2022.

Hohe Durchflussrate hat keinen Effekt auf die Mortalität

Die Patienten waren im Schnitt 61 Jahre alt, 30 % waren Frauen. Sie erhielten randomisiert entweder eine High-Flow-Sauerstoff­therapie (≥ 50 l/min über binasale Prongs) oder eine Standard-Sauerstofftherapie über eine Non-Rebreather-Maske, die anfänglich auf ein Minimum von 10 l/min eingestellt war.

Von den 782 randomisierten Patienten konnten 711 ausgewertet werden. Die Mortalitätsrate nach 28 Tagen betrug in der Gruppe mit High-Flow-Sauerstofftherapie 10 %. In der Gruppe mit Standard-Sauerstofftherapie lag sie bei 11 % – kein signifikanter Unterschied (p=0,60).

Von 13 sekundären Endpunkten, die in der Studie untersucht wurden, zeigten 12 ebenfalls keinen signifikan­ten Unterschied zwischen den beiden Studienarmen, darunter die Länge des Aufenthalts auf der Intensivsta­tion, die Mortalität auf der Intensivstation und die Mortalität bis Tag 90.

Auch die Zahl der beatmungsfreien Tage nach 28 Tagen unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen (28 vs. 23 Tage; p=0,07).

Nur bei der Intubationsrate gab es einen Unterschied, sie war in der Gruppe mit High-Flow-Sauerstofftherapie signifikant niedriger als in der Gruppe mit Standard-Sauerstofftherapie (45% vs. 53%; p=0,04).

Die häufigsten Komplikationen waren beatmungsassoziierte Lungenentzündungen, von denen in der High-Flow-Gruppe 58% der Patienten und in der Standard-Gruppe 53% der Patienten betroffen waren.

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