Medizin

COVID-19: CT-Veränderungen können auch zwei Jahre nach der Erkrankung sichtbar sein

  • Mittwoch, 15. Februar 2023
/Ravil Sayfullin, stock.adobe.com
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Wuhan – Einige Patienten, die Anfang 2020 in Wuhan schwer an COVID-19 erkrankt waren, hatten sich auch zwei Jahre später nicht von den Lungenschäden erholt. Dies zeigen serielle Computertomografien (CT), die chine­sische Mediziner in Radiology (2023; DOI: 10.1148/radiol.222888) vorstellen.

COVID-19 geht mit verschiedenen Veränderungen der Lungen einher, die im CT zu Milchglastrübungen („ground-glass opacification“, GGO), subpleuralen retikulären Zeichnungen, zystischen Veränderungen und Traktionsbronchiektasen führen.

Die GGO, die auf eine partielle Füllung der Alveolen mit Flüssigkeit zurückzuführen sind, bilden sich am ehesten zurück. Auch bei den retikulären Zeichnungen, die eine Verdickung des Interstitiums anzeigen, ist die Prognose in der Regel günstig.

Zystische Veränderungen und Traktionsbronchiektasen sind dagegen ungünstige Zeichen, die auf eine Vernar­bung der Lungen (Fibrose) hinweisen. Fibrosen sind irreversibel, und im schlimmsten Fall kann die intersti­tielle Lungenfibrose mit der Zeit zunehmen und den Gasaustausch in den Lungen immer weiter herabsetzen.

Ein Team um Heshui Shi von der Medizinischen Hochschule Tongji in Wuhan hat 144 Patienten, (79 Männer und 65 Frauen, Durchschnittsalter 60 Jahre), über 2 Jahre begleitet, bei denen bei der Entlassung aus der Kli­nik zwischen dem 15. Januar und dem 10. März 2020 noch Veränderungen im CT zu sehen waren. Die Patien­ten gehören zu den ersten, die Anfang 2020 wegen einer schweren Erkrankung an COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden.

Wie Shi berichtet, haben sich die CT-Veränderungen bei vielen Patienten zurückgebildet. Der Anteil der Patienten mit Hinweisen auf eine interstitielle Erkrankung ging von 54 % nach 6 Monaten auf 42 % nach 12 Monaten und 39 % (56 von 144 Teilnehmern) nach 2 Jahren zurück. Von den 56 Patienten hatten 23 (16 %) nicht-fibrotische Veränderungen (CGO und retikuläre Zeichnungen).

Bei den anderen 33 Patienten (16 %) diagnostizierten die Radiologen aufgrund von zystischen Veränderungen und Traktionsbronchiektasen eine Lungenfibrose. Dieser Anteil hatte sich im Verlauf der Zeit kaum verändert, was die Annahme einer frühen irreversiblen Lungenschädigung durch COVID-19 bestätigt.

Von den 33 Patienten mit fibrotischen Veränderungen litten 15 (45 %) unter residualen Symptomen, und 18 Patienten (60 %) hatten eine niedrige Kohlenmonoxiddiffusionskapazität (DLco) von unter 75 % des Normal­wertes, was auf eine Schädigung des Gasaustausches hinweist. Von den 56 Patienten mit nicht-fibrotischen Veränderungen litten nur 4 (17 %) unter residualen Symptomen und nur 5 (22 %) hatten eine niedrige DLco.

Da sich der Anteil der Patienten mit fibrotischen Veränderungen im Verlauf der beiden Jahre der Nachbeob­achtung kaum geändert hat, könnte es sich um Patienten handeln, deren Lungen durch COVID-19 dauerhaft geschädigt wurden. Der Anteil dürfte allerdings geringer sein, als die 16 % in der Studie vermuten lassen. Zum einen ist es in der 1. Krankheitswelle häufiger zu schweren Erkrankungen gekommen, als dies heute der Fall ist, da das Immunsystem der Patienten völlig unvorbereitet auf den neuen Erreger war.

Inzwischen ist die Immunität der Bevölkerung durch Erkrankungen und Impfungen gestiegen, und die Patho­genität der nachfolgenden Varianten von SARS-CoV-2 ist zurückgegangen. Chronische Lungenveränderungen könnten jedoch einen Anteil an den Long-COVID-Erkrankungen haben, bei denen die Diagnose dann durch ein CT bestätigt werden kann.

rme

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