Long COVID: Photonenzählendes CT erkennt weitere Lungenschäden

Wien – Eine neue Generation von Computertomografie-(CT)-Scannern mit höherer Auflösung und besserem Kontrast hat in einer ersten Studie in Radiology (2022; DOI: 10.1148/radiol.222087) bei jedem 2. Patienten mit anhaltenden Beschwerden nach COVID-19 zusätzliche Veränderungen in den Lungen entdeckt, die auf fibrotische Veränderungen hinweisen.
Das photonenzählende CT (PCD) hat sich in den vergangenen 10 Jahren zu einem vielversprechenden neuen Werkzeug in der Bildgebung entwickelt. Die Geräte wandeln die Photonen der Röntgenstrahlung direkt in ein elektrisches Signal um.
Bei den konventionellen energieintegrierenden Detektoren (EID) geschieht dies mittels einer Fotodiode, was mit einem Energie- und Signalverlust verbunden ist. Die PCD erreicht mit einer Schichtdicke von 0,2 mm eine 5-mal so hohe Auflösung wie ein konventionelles EID. Dadurch lassen sich auch feinere Strukturen im Lungenparenchym darstellen.
Ein Team um Benedikt Heidinger von der Medizinischen Universität Wien hat beide Verfahren an einer Gruppe von 20 Patienten mit typischen Long-COVID-Beschwerden verglichen. Die Patienten waren im Mittel 54 Jahre alt. 5 waren in der akuten Erkrankungsphase auf Intensivstation behandelt worden, wo 4 intubiert werden mussten. Auch 12 Wochen später litten 16 Patienten unter Dyspnoe, 15 unter Fatigue und 7 unter Husten, was auf anhaltende Lungenschäden hindeutet.
Die Patienten wurden am gleichen Tag zunächst mit einem EID-Gerät und danach mit einem PCD-Gerät gescannt. Bereits im EID-Scan wurden bei 15 Patienten (75 %) Veränderungen in den Lungen gefunden, die etwa 10 % des Lungenvolumens betrafen.
Dies waren einmal Milchglastrübungen. Diese flächigen Opazitäten deuten auf Einlagerungen von Flüssigkeit oder den Kollaps von Atemwegen hin, die in der Regel reversibel sind. Sie können aber einen Umbau des interstitiellen Bindegewebes anzeigen. Diese Fibrosierungen können zu dauerhaften Schädigungen der Lungenfunktion führen.
Zum anderen waren im EID-Scan lineare Bänder (Retikulationen) sichtbar. Sie zeigen eine Verdickung der interlobulären Septen an, die normalerweise nicht im CT erkennbar sind. Auch dies deutet auf eine Fibrose hin.
Im PCD-Scan wurden bei jedem 2. Patienten zusätzliche Veränderungen sichtbar. Am häufigsten waren Bronchiolektasien. Das sind Erweiterungen der kleinen Atemwege (Bronchiolen), die einen Durchmesser von etwa 1 mm haben. Zu Bronchiolektasien kommt es, wenn die Wände der Bronchiolen beschädigt sind. Auch die Bronchiolektasien sind laut Heidinger ein Indikator für eine Lungenfibrose.
Die Retikulationen waren auf den PCD-Scans besser erkennbar als auf dem EID-Scans. Sie zeigen ebenfalls eine dauerhafte Schädigung der Lungen an. Die photonenzählende CT könnte laut Heidinger dazu beitragen, Patienten mit einem Risiko für die Entwicklung einer irreversiblen Fibrose zu identifizieren.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: