COVID-19: Sterblichkeit steigt nach der Entlassung aus der Klinik weiter an

Witten/Herdecke – Ein Viertel aller Patienten, die nach einer COVID-19-Erkrankung aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten, wurde in den folgenden 6 Monaten erneut hospitalisiert. Die Sterberate an und mit COVID-19 stieg laut einer Analyse von Versichertendaten der AOK in PLoS ONE (2021; 16: e0255427) auf fast 30 % an.
Die Mortalität an COVID-19 war während der ersten Welle im Frühjahr letzten Jahres relativ hoch. Von 8.679 Patienten, die wegen einer schweren Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten, starben 2.161 (24,9 %) noch in der Klinik. Aber auch nach der Entlassung gab es weitere Todesfälle. Nach 90 Tagen waren 27,9 % und nach 180 Tagen 29,6 % der Patienten an, mit oder nach COVID-19 gestorben.
Am höchsten war die Mortalität in der Altersgruppe über 80 Jahre (52,3 %) und bei den Patienten, die maschinell beatmet werden mussten (53,0 %).
Auch viele Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (49,8 %), Störungen der Blutgerinnung (49,3 %), pulmonalen Zirkulationsstörungen (48,9 %), Nierenversagen (47,2 %), Lebererkrankungen (47,2 %), neurologischen Erkrankungen (46,5 %), Herzrhythmusstörungen (46,4 %) oder einem komplizierten Diabetes (45,4 %) starben innerhalb von 6 Monaten.
Auffallend war auch die hohe Mortalität bei Patienten mit morbider Adipositas (Body-Mass-Index ab 40): Der Anteil an allen hospitalisierten Patienten war mit 2 % relativ gering. Ein Drittel dieser Patienten starb jedoch (35,8 %), die allermeisten bereits in der Klinik.
Menschen mit morbider Adipositas haben in der Regel weitere Erkrankungen, so dass der Einfluss in der multivariaten Analyse nicht so stark ins Gewicht fiel. Das Team um Christian Karagiannidis von der Universitätsklinik Witten/Herdecke ermittelt eine Odds Ratio von 2,01, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,33 bis 3,05 signifikant war.
Noch mehr gefährdet waren Patienten mit Gerinnungsstörungen mit einer Odds Ratio von 2,31 (1,82-2,94). Die Bedeutung der thrombotischen Komplikationen für die Prognose der Patienten dürfte hier eine Rolle gespielt haben. Lebererkrankungen waren ebenfalls mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden (Odds Ratio 2,45; 1,85-3,25), ebenso metastasierte Krebserkrankungen (Odds Ratio 8,02; 3,57-18,0), wobei bei letzteren die meisten Todesfälle auf die Krebserkrankungen zurückzuführen sein dürften.
Die Multimorbidität vieler Patienten dürfte ein Mitgrund für die häufigen Wiederaufnahmen der Patienten gewesen sein: Von den 6.235 Patienten, die nach überstandener COVID-19-Erkrankung die Klinik lebend verließen, wurden 1.668 innerhalb von 180 Tagen erneut im Krankenhaus behandelt, darunter einige gleich mehrfach.
Die Gesamtwiederaufnahmerate betrug 26,8 %. Bemerkenswerterweise waren 13 % aller wieder aufgenommenen Patienten noch oder schon wieder mit SARS-CoV-2 infiziert, was laut Karagiannidis darauf hindeutet, dass die Viruselimination bei einigen schwerkranken Patienten lange dauern kann.
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