COVID-19: Thorax-CT ist unspezifisch und daher kein Screening-Instrument
Berlin – Die bildgebenden Merkmale der COVID-19-Pneumonie im CT sind sehr unspezifisch; die Veränderungen treten meist bilateral mit peripherer Verteilung auf. Sie reichen von Milchglastrübungen bei milderen Erkrankungsformen bis hin zu Konsolidierungen bei schwereren Formen (JACR, 2020, doi 10.1016/j.jacr.2020.02.008).
„Diese radiologischen Befunde sind vergleichbar mit denen von SARS und MERS, aber auch denen der H1N1-Influenza, der Cytomegalovirus-Pneumonie oder der atypischen Pneumonie“, sagte Jens Vogel-Claussen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Medizinische Hochschule Hannover, dem Deutschen Ärzteblatt.
„Die CT sollte daher nicht als Screening-Test zur Diagnose von COVID-19 verwendet werden“, betont der Sprecher der AG Thoraxdiagnostik und weist auf eine entsprechende Stellungnahme der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) hin.
Die DRG stimme damit auch den Empfehlungen der ACR überein. „Ein CT ist erst dann indiziert, wenn sich daraus klinische Konsequenzen ergeben“, so Vogel-Claussen. Zudem sollten CT-Untersuchungen bei Verdacht auf COVID-19 als native Dünnschicht-CT mit einem Niedrigdosisprotokoll (LDCT) erfolgen.
„Der primäre Test für die Diagnose von SARS-CoV-2 ist die Polymerase-Kettenreaktion“, betont der Radiologe. Da für dieses Coronavirus eine Inkubationszeit von circa 14 Tagen und sogar mehr beschrieben sei, könne die PCR im frühen Stadium der COVID-19-Krankheit negativ sein. Vogel-Claussen verwies auf Berichte aus China, die die radiologischen Befunde in der Zeit dieser diagnostischen Lücke aufzeigen.
Hierbei handelt es sich um eine Fallserie mit 51 COVID-19 Patienten (4) aus Endemiegebieten und mit klinischen Symptomen (Radiology, 2020, doi 10.1148/radiol.2020200432). Bei 15 von ihnen war der PCR-Test initial negativ. In dieser Serie war die Computertomographie (CT) in 50 von 51 Fällen positiv, nur in 1 Fall negativ bei – positiver PCR.
Nach einer weiteren Fallserie mit 1.014 Patienten zeigten 75 % der Patienten mit negativen PCR-Ergebnissen (308/413) im Thorax-CT Befunde einer Pneumonie. Nach Analyse von seriellen PCR-Tests betrug die mittlere Intervallzeit zwischen den anfänglichen negativen bis zu den positiven PCR-Ergebnissen 5,1 ± 1,5 Tage. Die Positivraten des PCR-Tests und der Thorax CT-Bildgebung in dieser Kohorte betrugen 59 % (601/1014) bzw. 88 % (888/1014) für die Diagnose von Patienten mit Verdacht auf COVID-19 (Radiology, 2020, doi 10.1148/radiol.2020200642).
„Bei Verdacht auf COVID-19 und negativer PCR sind typische Thorax CT-Befunde daher zunächst suggestiv für die Diagnose und müssen durch eine positive PCR in den folgenden Tagen bestätigt werden“, so Vogel-Claussen. Nur bei Verdacht auf COVID-19 Infektion, negativer PCR und klinischer Konsequenz – also Patienten mit ausgeprägter Symptomatik, die eine Hospitalisierung erfordern – könne die Thorax-CT die Diagnose frühzeitig stützen.
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