Medizin

COVID-19: Wie Nahrungsmittel­allergien und eine DTaP-Impfung schützen könnten

  • Montag, 26. September 2022
/freshidea, stock.adobe.com
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Phoenix/Arizona – Coronaviren wie SARS-CoV-2 sind keine Aliens. Bestimmte Abschnitte des Spikeproteins finden sich auch bei anderen Erregern oder auf den Proteinen von Nahrungs­mitteln. Menschen, die Antikörper gegen diese Epitope haben, weil sie geimpft wurden oder unter einer Nahrungsmittelallergie leiden, könnten deshalb milder an COVID-19 erkranken, vermuten US-Forscher in den Frontiers in Immunology (2022; DOI: 10.3389/fimmu.2022.1003094).

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Infektionen mit anderen Coronaviren, die zu den harmlosen Erregern von Erkältungen gehören, eine Kreuzimmunität gegen SARS-CoV-2 erzeugen können. Aristo Vodjani von Cyrex Laboratories in Phoenix/Arizona hat jetzt untersucht, ob es eine ähnliche Kreuzreaktion auch zu den Antikörpern gibt, die bei Impfungen gegen andere Erreger erzeugt werden oder die für die Entstehung von Nahrungsmittelallergien verantwortlich sind.

Die ersten Versuche wurden mit einem monoklonalen Antikörper durchgeführt, der das Epitop erkennt, das von den Aminosäuren 318 bis 510 des Spikeproteins gebildet wird. Dieser Antikörper reagierte in abgeschwächter Form (36 % im Vergleich zu SARS-CoV-2) auch auf den DTaP-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten.

Eine weitere Kreuzreaktion bestand gegen das Darmbakterium S. faecalis (32 %) und das Epstein-Barr-Virus (21 % mit dem „Early D Antigen“ und 17 % mit dem nukleären Antigen). Ähnliche Ergebnisse wurden mit einem weiteren Antikörper erzielt, der am Nukleoprotein von SARS-CoV-2 bindet.

Eine DTaP-Impfung könnte deshalb eine gewisse Schutzwirkung gegen COVID-19 erzielen – vorausgesetzt, der kreuzreagierende Antikörper ist unter den vielen Antikörpern, die bei einer Impfung erzeugt werden. Ob die Impfung tatsächlich eine Schutzwirkung erzielt, könnte nur in epidemiologischen Studien geklärt werden.

Die Reaktionen auf den Tuberkuloseimpfstoff BCG fielen mit den beiden Antikörpern dagegen schwach aus. Frühere Studien hatten gezeigt, dass in Ländern, in denn noch gegen die Tuberkulose geimpft wird, weniger Menschen an COVID-19 erkranken.

Die fehlende Kreuzreaktion der beiden Antikörper kann dies nicht erklären. Aber auch bei der BCG-Impfung wird eine Vielzahl von Antikörpern erzeugt. Es bleibt möglich, dass darunter auch Antikörper sind, die SARS-CoV-2 neutralisieren könnten.

In einem weiteren Experiment kann Vodjani zeigen, dass ein monoklonaler Spikeantikörper auf eine Reihe von Antigenen aus Nahrungsmitteln reagiert wie Brokkoli (39 %), geröstete Mandeln (39 %), Cashewnüsse (34 %), Sojabohnen (32 %), Tintenfisch (32 %), Reis-Endochitinase (32 %), Schweinefleisch (31 %), Ananas-Bromelain (30 % ) oder das Gliadin-toxische Peptid (30 %), das bei der Zöliakie eine Rolle spielt.

Patienten mit Zöliakie oder einer Nahrungsmittelallergie könnten deshalb vor COVID-19 geschützt sein. Ob dies der Fall ist, kann jedoch ebenfalls nur in epidemiologischen Studien gezeigt werden.

rme

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