Daclizumab: Ärzte sollen MS-Patienten kontrollieren
Langen/Ismaning – Der bei Multipler Sklerose (MS) eingesetzte Wirkstoff Daclizumab steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. Die zuständigen Behörden überprüfen in Europa und Deutschland das mit diesem Wirkstoff arbeitende Medikament Zinbryta. Der Hersteller Biogen empfiehlt unterdessen, Daclizumab nicht mehr bei Patienten einzusetzen, deren Leber bereits vorgeschädigt ist, und rät, die Leberwerte der Patienten regelmäßig zu kontrollieren.
In einem Rote-Hand-Brief wird die Indikation entsprechend eingeschränkt. Das für biomedizinische Arzneimittel zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen stellte die Informationen heute auf seiner Homepage ein. „Bitte überprüfen Sie umgehend für jeden ihrer Patienten, der derzeit Daclizumab anwendet, ob dieses Arzneimittel weiterhin eine geeignete Behandlung für diesen Patienten ist“, wendet sich das Institut an die Ärzte.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte die Überprüfung des Wirkstoffs eingeleitet, nachdem eine Patientin während einer Studie an einer Leberinsuffizienz gestorben war. Schon bei der Zulassung des im Juli 2016 sei das Risiko einer Leberschädigung bekannt gewesen, teilte Biogen am 17. Juli mit. Man habe aber „diverse Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu kontrollieren“ – unter anderem die Bereitstellung von Schulungsmaterial für Ärzte und Patienten.
Angesichts der aktuellen Hinweise stelle Daclizumab aber bei manchen Patienten, die gegenwärtig mit diesem Arzneimittel behandelt werden, möglicherweise keine geeignete Behandlungsoption mehr dar.
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