Dänemark stellt Impfungen mit Astrazeneca dauerhaft ein

Kopenhagen – Dänemark verzichtet als erstes EU-Land komplett auf den Coronaimpfstoff von Astrazeneca. Die Impfkampagne werde ohne das Präparat des britisch-schwedischen Unternehmens fortgesetzt, gab der Direktor der dänischen Gesundheitsverwaltung, Søren Brostrøm, auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen bekannt.
Es bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von Astrazenca und sehr seltenen Fällen ungewöhnlicher Blutgerinnsel, Blutungen und niedriger Blutplättchenzahlen, teilte Brostrøms Behörde mit.
Dies und die Tatsache, dass die Coronapandemie in Dänemark derzeit unter Kontrolle sei und andere Impfstoffe zur Verfügung stünden, seien maßgeblich bei der Entscheidung gewesen, dass das Impfprogramm ohne Astrazeneca weitergehe. Die dänische Impfkampagne wird ohne Astrazeneca nun einige Wochen länger dauern als geplant.
Dänemark hatte die Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca am 11. März vorsorglich und zunächst für 14 Tage ausgesetzt. Grund dafür waren Berichte über vereinzelte schwere Fälle einer seltenen Kombination aus Blutgerinnseln, Blutungen und niedrigen Blutplättchenzahlen bei Personen, die zuvor mit dem Mittel gegen COVID-19 geimpft worden waren, darunter auch Todesfälle. Im Anschluss hatten auch mehrere weitere Länder den Gebrauch des Impfstoffes vorübergehend gestoppt.
Nachdem die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) grünes Licht für eine weitere Nutzung gegeben hatte, nahmen Deutschland und weitere Länder die Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin im März wieder auf, meist aber auf ältere Bevölkerungsgruppen beschränkt. Dänemark dagegen verlängerte den Stopp um drei weitere Wochen.
Bis zum Stopp hatten knapp 150.000 Menschen ihre erste Impfdosis mit Astrazeneca erhalten, rund 600 auch ihre zweite Impfung. Wer seine erste Impfdosis mit Astrazeneca bekommen hat, dem wird laut Gesundheitsverwaltung nun für die zweite ein anderes Vakzin angeboten. Die Behörde ergänzte jedoch, dass nicht ausgeschlossen werde, dass das Mittel von Astrazeneca zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingesetzt werden könne, wenn sich die Lage verändere.
Insgesamt haben in Dänemark mit seinen rund 5,8 Millionen Einwohnern knapp eine Million Menschen ihre Corona-Erstimpfung erhalten, fast die Hälfte davon auch schon ihre zweite. Der Großteil davon wurde mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft.
Die Niederlande teilten heute mit, den Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson vorerst nicht anwenden zu wollen. Zunächst müsse mehr über mögliche Thrombosen bekannt sein, wie Gesundheitsminister Hugo de Jonge in Den Haag sagte.
Der Minister will nun das Gutachten der EMA abwarten. Die EMA kündigte an, dass sie die Prüfung der Fälle beschleunige. Die Behörde will nächste Woche ein Gutachten vorlegen. Die Niederlande haben bisher 80.000 Dosen des Impfstoffes bekommen. Es ist der einzige in der EU zugelassene Corona-Impfstoff, bei dem nur eine Dosis gespritzt wird.
Tschechien bekundete heute Interesse an den übrig bleibenden Dosen aus Dänemark. „Wir sind bereit, Astrazeneca von Dänemark abzukaufen“, schrieb Innenminister Jan Hamacek bei Twitter. Unklar war indes, ob ein solcher Handel nach den EU-Beschaffungsregeln überhaupt möglich ist.
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