DAK-Gesundheit: Rund 10.000 Schlaganfälle pro Jahr sind vermeidbar
Berlin – Durch eine konsequente Behandlung und bessere Prävention könnten in Deutschland bis zu 10.000 Schlaganfälle pro Jahr verhindert werden. Das zeigt der neue Versorgungsreport Schlaganfall der DAK-Gesundheit, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Allein 9.400 Insulte wären demnach durch eine konsequente Behandlung von Vorhofflimmern vermeidbar. Weitere 500 Schlaganfälle könnten laut der Studie durch eine verbesserte Versorgung von Menschen mit einer ersten transitorischen ischämischen Attacke (TIA) verhindern werden.
Ziel des Versorgungsreports sei es aufzuzeigen, wie und in welchem Umfang durch eine Optimierung von Prävention, Behandlung und Rehabilitation bessere Therapieergebnisse für die Versicherten erzielt werden könnten, sagte der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Herbert Rebscher. Allerdings liegt das Verbesserungspotenzial seiner Ansicht nach regelhaft nicht in der mangelnden Qualität der Akteure, sondern in der Koordination von Abläufen und in den nachsorgenden sowie präventiven Ansätzen.
Schlaganfall: Dritthäufigste Todesursache in Deutschland
Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Einer der Hauptrisikofaktoren ist Vorhofflimmern. Bei rund 60 Prozent der Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung kann laut Report die Schlaganfall-Prävention wesentlich verbessert werden. „Die Störung wird nur bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen entdeckt. Wenn sie diagnostiziert wird, bekommt nur jeder zweite behandelbare Patient geeignete Arzneimittel“, sagte Hans-Dieter Nolting, Geschäftsführer des IGES Instituts, das die Studie im Auftrag der DAK durchführte. Würde die Entdeckungsrate des Vorhofflimmerns auf 80 Prozent und die Behandlungsrate auf 75 Prozent steigen, ließen sich in jedem Jahr 9.400 erstmalige Schlaganfälle vermeiden.
Ähnliches gilt für Patienten mit erstmaliger TIA. Pro Jahr werden laut DAK-Report in Deutschland etwa 84.000 Patienten mit dieser Diagnose im Krankenhaus behandelt. Das Risiko, nach einem TIA-Ereignis einen „richtigen“ Schlaganfall zu bekommen, liege bei drei bis vier Prozent pro Jahr, sagte Nolting. „Eine medikamentöse Sekundärprävention ist entscheidend für die Gesundheit der Risikopatienten.“ Allerdings zeigt die Analyse der DAK-Routinedaten, dass die Behandlungsrate mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Krankenhausaufenthalt sinkt. Durch die Steigerung der Behandlungsrate ließen sich auch hier jährlich mindestens 500 Schlaganfälle vermeiden, meinte Nolting.
Lleitliniengerechte Arzneimitteltherapie wichtig
Geeignete Maßnahmen und Empfehlungen für Verbesserungen der Versorgung, wie eine Aufklärung der Patienten oder die Durchführung einer leitliniengerechten Arzneimitteltherapie bei vorhandenen Risikofaktoren, finden sich Nolting zufolge in einschlägigen Leitlinien. So sei beispielsweise gemäß der Schlaganfall-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) eine deutliche Verbesserung der Entdeckungsrate des Vorhofflimmerns möglich, wenn die Hausärzte bei allen Patienten über 65 Jahren regelmäßig den Puls tasten und bei Auffälligkeiten ein EKG durchführen würden.
DAK-Vorstandsvorsitzender Rebscher forderte außerdem größere Handlungsspielräume für Krankenkassen, um Patienten und Ärzte gezielter ansprechen zu können. Die Verarbeitung und Nutzung der Routinedaten für die Unterstützung und Beratung von Patienten im Rahmen des Versorgungsmanagements sollte erlaubt sein, sagte er. Bisher sei das allerdings aufgrund von Datenschutzbestimmungen nicht möglich. Rebscher kündigte jedoch an, die Ergebnisse des Versorgungsreports in die Strategie der DAK bei der integrierten Versorgung einfließen zu lassen.
Der Versorgungsreport Schlaganfall soll laut Rebscher eine neue Reihe von Versorgungsstudien der Krankenkasse begründet. Welche Krankheiten in den kommenden Ausgaben unter die Lupe genommen werden, ließ er allerdings offen. Als Grundlage für die Analysen dienen Routinedaten der nach eigenen Angaben mit 6,3 Millionen Versicherten drittgrößten gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland.
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