Politik

„Das Land bietet sehr gute Arbeitsbedingungen“

  • Donnerstag, 3. April 2014

Schwerin – „Wir werben mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen dafür, dass junge Mediziner sich ihre berufliche Zukunft hier im Land aufbauen“, betont Birgit Hesse (SPD). Die neue Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern will durch eine enge Zusammenarbeit mit der Landesärztekammer und der Kassen­ärztlichen Vereinigung Lösungen zur Sicherung der ärztlichen Versorgung suchen. Was der ehemaligen Landrätin wichtig ist und welchen Ärzten die 39-Jährige gern einmal einen Tag über die Schulter sehen würde, hat sie im Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt erläutert. 

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Birgit Hesse

5 Fragen an Birgit Hesse, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern

DÄ: Was hat Sie daran gereizt, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern zu werden?
Hesse: Es war nicht Teil meiner Lebensplanung, ein Ministerinnenamt zu übernehmen. Als ich aber von Ministerpräsident Erwin Sellering gefragt wurde, haben mich die Aufgabe und das vielfältige Themenspektrum sehr gereizt.

DÄ: Wie viel Zeit bleibt für gesundheitspolitische Themen in einem so großen Ministerium wie Ihrem?
Hesse: Das Thema Gesundheit ist eines der zentralen Themen für mich. Denn es spielt auch in alle anderen Aufgaben mit hinein. Meines Erachtens kann Sozialpolitik nicht isoliert auf einzelnen Feldern betrieben werden. Wir wissen inzwischen: Arbeitslosigkeit macht krank. Also ist es Aufgabe der Sozialpolitik, gute Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt zu schaffen, denn das fördert auch die Gesundheit der Menschen.

Und wir wissen: Armut macht krank. Also ist Armutsbekämpfung auch Gesundheitspolitik. Und das klassische Feld der Gesundheitspolitik nimmt natürlich auch einen großen Raum ein. Schließlich geht es darum, den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern auch künftig eine gute medizinische Versorgung – auch in der dünnbesiedelten Fläche – zur Verfügung zu stellen.

DÄ: Was sind die drängendsten Probleme im Bereich der gesundheitlichen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern – und was zukunftsweisende Lösungsansätze?
Hesse: Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden uns in den kommenden Jahren immens beschäftigen, in Mecklenburg-Vorpommern noch viel früher als in anderen Teilen Deutschlands. Wenn man so will, ist Mecklenburg-Vorpommern das „Demografielabor“. Es wird nicht immer wohnortnah das gesamte Angebot an Fachärzten vorhanden sein. Aber wir werden dafür sorgen müssen, dass die allgemeinmedizinische Versorgung auf hohem Niveau gesichert ist.

Das Land bietet sehr gute Arbeitsbedingungen für Medizinerinnen und Mediziner. Wir werben gemeinsam mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen dafür, dass junge Mediziner sich ihre berufliche Zukunft hier im Land aufbauen. Beide Universitätskliniken – Greifswald und Rostock – haben einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin mit hoher bundesweiter Reputation. Künftig müssen wir die Leistungen der niedergelassenen Ärzte und der Krankenhäuser noch besser miteinander verbinden. Wenn beispielsweise die Zahl der Kinder in einer bestimmten Region sehr gering ist, dann muss man darüber nachdenken, wie Kliniken oder niedergelassene Ärzte die pädiatrische Versorgung in neuen Versorgungsmodellen übernehmen können.

Ich habe sowohl mit dem Präsidenten der Ärztekammer als auch mit den Vorständen der Kassenärztlichen Vereinigung schon ausführliche Gespräche geführt. Wir sind uns darüber einig, dass wir eine sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit pflegen werden. Das schließt natürlich nicht aus, dass wir auch zuweilen unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Aber die schon skizzierten Herausforderungen zwingen uns geradezu, gemeinsam an Lösungsvorschlägen zu arbeiten. Deshalb werde ich auch ein bewährtes Beratungsgremium im Land, die Konzertierte Aktion, fortführen, die schon meine Vorgängerin ins Leben gerufen hat.

DÄ: Was auf Ihrem Posten ist die größte Herausforderung?
Hesse: Neue Herausforderungen ergeben sich jeden Tag. Die größte Herausforderung ist es aber mit Sicherheit, meine Ungeduld zu zügeln. Ich will meistens Dinge schnell erreichen, ohne lange um den heißen Brei zu reden. Aber im politischen Geschäft geht eben vieles nicht von heute auf morgen, sondern benötigt einen langen Atem.

DÄ: Sie haben drei Tage Zeit, um Einblicke in die Arbeit von drei ganz unterschiedlichen Ärztinnen und Ärzten zu bekommen. Wem würden Sie gern für jeweils einen Tag über die Schulter sehen? Und warum?
Hesse: Erst vor kurzem habe ich die Universitätsmedizin in Rostock besucht und dort mit Ärztinnen und Ärzten gesprochen, die sich um krebskranke Kinder kümmern. Davor habe ich allergrößten Respekt und bewundere die Ärzte für die Arbeit, die sie dort leisten. Ich habe eine sechsjährige Tochter. Als Mutter eines gesunden Kindes kann man sich gar nicht vorstellen, mit wie viel Leid und Kummer es verbunden ist, wenn das eigene Kind von einer schweren Krankheit heimgesucht wird.

Ich würde aber auch gerne einmal einem „Landarzt“ über die Schultern schauen beziehungsweise ihn begleiten. Landärzte leisten wertvolle Arbeit für die Menschen in den ländlichen Gegenden. Und schließlich würde ich einem Geriater zuschauen. Ich bin davon überzeugt, dass diese besonders qualifizierten Ärzte älteren Menschen sehr dabei helfen können, ihre Selbstständigkeit lange zu erhalten.

Rie

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