Medizin

PPI könnten Entwicklung einer Steatohepatitis fördern

  • Dienstag, 24. Oktober 2017

San Diego – Der Einsatz von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) könnte zu einem Wachstum und einer Translokation ungünstiger Darmbakterien führen und so die Entwicklung von hepatischen Erkrankungen begünstigen. Das berichten Forscher um Bernd Schnabl an der University of California in Nature Communications (2017; doi: 10.1038/s41467-017-00796-x).

PPI unterdrücken die Sekretion von Magensäure. Dies kann die natürliche Schutz­funktion des Magens erheblich beeinträchtigen. Durch den höheren pH-Wert können Bakterien überleben, die sonst durch die Säure abgetötet würden. In JAMA Pediatrics berichtete beispielsweise eine amerikanische Forschergruppe, dass PPI bei Kindern zu einem vermehrten Bakterienwachstum im Magen führen können (2014; doi: 10.1001/jamapediatrics.2014.696).

In ihrer Studie untersuchten die Forscher zunächst Stuhlproben von Mäusen, von denen einige mit PPI behandelt wurden. Es zeigte sich, dass PPI das Wachstum von Enterococcus faecalis verstärkten. Wenn diesen Mäusen auch noch Alkohol verabreicht wurde, waren sie wesentlich sensibler für Leberschädigungen. In anderen Versuchen zeigten die behandelten Mäuse auch eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung einer nicht alkoholischen Steatohepatitis. Die Wissenschaftler stellten fest, dass es im Rahmen der PPI-Einnahme zu einer verstärkte Translokation der Enterococcen vom Darm in Leber und Lymphknoten gekommen war. 

Die Forscher wollten diese Ergebnisse am Menschen weiter untersuchen. Sie schlossen 4.830 Patienten mit einem chronischen Alkoholabusus in ihre Studie ein. Von diesen nahmen 1.024 PPI ein, 745 hatten zuvor PPI eingenommen und 3.061 hatten noch nie einen PPI eingenommen.

Nach einer zehnjährigen Beobachtungszeit zeigte sich, dass die Patienten mit einer regelmäßigen PPI-Medikation in 20,7 Prozent der Fälle eine alkoholische Steato­hepatitis entwickelten. Demgegenüber lag die Rate der ehemaligen PPI-Nutzer bei 16,1 Prozent und 12,4 Prozent bei den Patienten, die noch nie PPI eingenommen hatten. Zwar ließ sich hier aus der Korrelation keine Kausalität ableiten, jedoch stehen die Ergebnisse in Einklang mit den Daten aus den Mausversuchen.

PPI werden ausgesprochen häufig verordnet. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass diese Medikamentenklasse zum Anstieg von Lebererkrankungen beigetragen haben könnte. Daher sollte der Zusammenhang in weiteren kontrollierten randomi­sierten Studien untersucht werden, so ihr Fazit.

hil

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