C. difficile, Campylobacter, Listerien: Säureblocker begünstigen schwere Darminfektionen
London/Kopenhagen – Ohne den Schutz der Magensäure können Krankheitserreger in der Nahrung leichter den Darm erreichen. Zwei aktuelle Studien zeigen, dass der Einsatz von Säureblockern das Risiko auf schwere Darminfektionen erhöhen kann.
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind gut verträgliche Medikamente, die die Produktion der Salzsäure im Magen senken. Sie verhindern nach Operationen die Entwicklung von stressbedingten Magengeschwüren oder beschleunigen die Abheilung peptischer Ulzera. Das gleiche gilt, wegen der schwächeren Wirkung allerdings nur begrenzt, auch für H2-Rezeptor-Antagonisten, die heute seltener eingesetzt werden. Die PPI gehören deshalb zu den am häufigsten verordneten Medikamenten.
Die Magensäure wird jedoch nicht grundlos gebildet. Zu ihren Aufgaben gehört ein Schutz vor Nahrungsmittelinfektionen. Die Einnahme von PPI und H2-Blockern erhöht deshalb prinzipiell das Risiko von Darminfektionen. Die Gefahr mag angesichts der hohen hygienischen Standards in der Produktion von Lebensmitteln gering erscheinen. Der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Säureblockern und Darminfektionen ist jedoch durch zahlreiche Studien belegt. Die US-Arzneibehörde FDA warnte 2012 vor einem erhöhten Risiko auf eine Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD) unter der Behandlung mit PPI.
Ein Team um Thomas MacDonald von der London School of Pharmacy hat den Zusammenhang jetzt anhand von elektronischen Krankenakten erneut untersucht. Die Forscher stellten die Verordnung von PPI und H2-Blockern an 188.323 Patienten mit der Häufigkeit von positiven Stuhlproben auf typische Durchfallerreger wie C. difficile, Campylobacter, Salmonella, Shigella oder Escherichia coli O157 gegenüber.
Wie die Forscher im British Journal of Clinical Pharmacology (2017; doi: 10.1111/bcp.13205) berichten, kam es bei Patienten, die Säureblocker erhalten hatten, in Arztpraxen fast dreimal häufiger zu einem positiven Stuhltest: Die Hazard Ratio von 2,72 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 2,33 bis 3,17 hoch signifikant. Auch bei den Patienten, bei denen in der Klinik ein Stuhltest durchgeführt wurde, war das Risiko für Patienten nach Verordnung von PPI oder H2-Blockern signifikant erhöht: Hazard Ratio 1,28 (1,08-1,52).
Für C. difficile und Campylobacter waren die Assoziationen signifikant. Für C. difficile ermittelte das Team eine Hazard Ratio vom 1,70 (1,28-2,25) für den ambulanten und von 1,42 (1,17-1,71) für den stationären Bereich. Die entsprechenden Hazard Ratios für Campylobacter waren 3,71 (3,04-4,53) für den ambulanten und von 4,53 (1,75-11,8) für den stationären Bereich.
Eine Fall-Kontroll-Studie von Anne Kvistholm Jensen vom Statens Serum Institut in Kopenhagen zeigt, dass nach der Verordnung von PPI auch das Risiko von Listeriosen erhöht ist. Diese Form der Lebensmittelvergiftung ist seltener als eine Infektion mit C. difficile und Campylobacter, sie verläuft jedoch häufiger tödlich. Die Auswertung von Krankenregistern, die Jensen kürzlich in Clinical Infectious Diseaes (2016; doi: 10.1093/cid/ciw860) vorstellte, ergab, dass Patienten, denen PPI verordnet worden waren, fast dreifach häufiger an einer Listeriose erkrankten als eine Vergleichsgruppe, die keine PPI erhalten hatte.
Die Odds Ratio von 2,81 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 2,14 bis 3,69 hoch signifikant. Bei der Verordnung der schwächer wirksamen H2-Blocker war die Assoziation schwächer und nicht signifikant (Odds Ratio 1,82; 0,89-3,71).
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