Gesundheit

De Qi: Akupunktur mit „Effet“ heilt Fazialisparese schneller

  • Montag, 4. März 2013

Um mit der Akupunktur eine Wirkung zu erzielen, reicht es nach Ansicht traditioneller chinesischer Mediziner nicht aus, die Nadeln an der richtigen Stelle zu platzieren. Die Patienten müssen die Stiche auch spüren. Ein „De Qi“-Gefühl ist Voraussetzung für eine optimale therapeutische Wirkung, meinen Wei Wang vom Key Laboratory of Neurological Diseases des chinesischen Erziehungsministeriums in Wuhan, der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hubei. Den Unterschied verdeutlicht das Team in einer randomisierten Studie, die eine einfache Akupunktur mit der „De Qi“-Akupunktur an 338 Patienten mit einer idiopathischen unilateralen Fazialisparese verglich.

Die Prognose der Fazialisparese ist, sofern keine organische Ursache zugrunde liegt, in der Regel gut, und nach 6 Monaten hatten sich die meisten Patienten von ihrer halbseitigen Gesichtslähmung erholt. Bei den Patienten, die bei der Punktion das „De Qi“-Gefühl erlebten, trat die Heilung allerdings schneller ein: Knapp 90 Prozent der Patienten hatten sich nach 6 Monaten vollständig erholt gegenüber erst 71 Prozent in der Kontrollgruppe, ein signifikanter und aus Sicht der chinesischen Mediziner auch klinisch relevanter Vorteil, der sich auch in einer besseren Lebensqualität bemerkbar machte.

In beiden Gruppen wurden die gleichen Nadeln verwendet. In der Kontrollgruppe wurden sie möglichst schmerzfrei eingestochen und dann für 30 Minuten an ihrer Position belassen. In der anderen Studie bemühten sich die versierten Akupunkteure (alle mit mindestens 10 Jahren Berufserfahrung), ein „De Qi“-Gefühl zu erzeugen, indem sie alle 10 Minuten an den Nadeln drehten, hoben oder schoben. Die meisten Patienten empfanden dabei über ein Gefühl von Wundheit, Kitzeln, Fülle, Schmerzen, Kälte, Wärme, Schwere oder eine Ausstrahlung, die als Kategorien des „De Qi“-Gefühls zu Studienzwecken mit einer visuellen Analogskala erfragt wurden.

Eine Kontrollgruppe mit einer Scheinakupunktur hatte die Studie nicht. In China sei die Akupunktur so selbstverständlich, dass die Patienten sich einer Scheinakupunktur verweigern hätten, schreibt Wang, womit die Frage, ob die normale Akupunktur bereits eine Wirkung erzielt hat, unbeantwortet bleibt. Auch die Frage, ob das „De Qi“-Gefühl die Wirkung anzeigt, oder doch nur das Elixier für eine Placebo-Wirkung ist, bleibt offen. Den Patienten wird es am Ende egal sein, sofern sich der erhoffte Erfolg nur einstellt.

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung