Medizin

Kortikosteroide können Heilung bei Fazialisparese durch Borrelien verzögern

  • Dienstag, 13. September 2016

Boston – Die Gabe von Kortikosteroiden verzögert die Abheilung einer Fazialisparese, die durch eine Lyme-Borelliose ausgelöst wird. Das berichten Forscher der Harvard Me­di­cal School um Leitautor Nate Jowett nach einer retrospektiven Analyse im Magazin Lary­ngoscope (2016; doi: 10.1002/lary.26273).

Bei mehr als drei Vierteln aller Fazialisparesen bleibt die Genese unklar. Ein kleinerer An­teil entsteht jedoch durch Infektionen. Eine Borreliose kann in diesem Zusammen­hang die Nervenentzündung auslösen. Häufig liegt die Fazialisparese dann bilateral vor. Bei den idiopathischen Paresen profitieren Patienten von einer Therapie mit Kortikoste­ro­i­den. Häufig erhalten deswegen Patienten mit einer Borreliose neben einer antibioti­schen Therapie zu Beginn auch Kortikosteroide. Es existiert jedoch laut Autoren keine offizielle Empfehlung für solch eine Kombinationstherapie und es sei unklar, wie Kortikosteroide das Outcome beeinflussen, berichten die Forscher.

In ihrer Studie werteten die Forscher retrospektiv die Daten von 51 Borreliose-Patienten aus, die bei einer unilateralen Fazialisparese entweder nur mit Antibiotika, mit Antibiotika und Kortikosteroide oder mit Antibiotika, Kortikosteroiden und antiviralen Medikamenten be­handelt wurden. Zwei Ärzte untersuchten die Patienten mindestens zwölf Monate nach der Therapie am Facial Nerve Center Massachussets. Sie beurteilten hierbei die Er­holung der motorischen Funktion.

Die Forscher stellten fest, dass die reine Therapie mit Antibiotika den anderen beiden Therapieregimen überlegen war. Die Patienten zeigten signifikant häufiger eine gute Re­stitution der muskulären Funktion.

Eine Behandlung mit Kortikosteroiden bringt nach diesen Ergebnissen keine Vorteile für die Patienten. Ärzte sollten daher Kortikosteroide bei Patienten vermeiden, deren Fazi­a­lis­paresen durch Borrelien ausgelöst wurden, so der Schluss der Wissenschaftler.

hil

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