Medizin

Dengue-Risiko dreimal so hoch wie gedacht

  • Donnerstag, 11. April 2013
Uploaded: 11.04.2013 16:55:41 by mis

Oxford/Heidelberg – Weltweit infizieren sich pro Jahr rund 390 Millionen Menschen mit dem Erreger des Dengue-Fiebers. Das berichten Wissenschaftler aus Oxford und Heidelberg in einem Letter in Nature (doi:10.1038/nature12060). Die Ergebnisse sind bemerkenswert, weil die Weltgesundheitsorganisation WHO bislang von 50 bis maximal 100 Millionen Neuinfektionen ausging.

Das Dengue-Fieber ist die häufigste von Stechmücken übertragene Infektionskrankheit, weltweit leben circa 2,5 Milliarden Menschen in Dengue-Risiko-Gebieten. Eine Therapie oder Impfung gegen das Virus gibt es nicht. Reisende, die sich angesteckt haben, bringen die Infektionskrankheit auch nach Europa. Im Jahr 2010 wurden erste Fälle einer direkten Dengue-Übertragung durch die sogenannte Asiatische Tiger-Mücke aus Südfrankreich und Kroatien gemeldet. Im Herbst 2012 gab es einen Dengue-Ausbruch auf der Ferieninsel Madeira, Portugal.

Für die jetzt in Nature erschienene neue Risikoweltkarte haben die Wissenschaftler mehr als 8.000 Berichte von Dengue-Infektionen aus den Jahren 1960 bis 2012 analysiert. Faktoren wie Klima, Armut, Bevölkerungsdichte und Infrastruktur flossen in die Hoch­rechnungen ein. Demnach kommen auf Asien mit rund 270 Millionen Fällen rund 70 Prozent der Erkrankungen. Es folgen Afrika mit rund 64 Millionen und Amerika mit 54 Millionen Neuinfektionen pro Jahr.

„Die neuen Daten zeigen, dass auch Afrika viel stärker betroffen ist, als bislang angenommen“, erklärte Thomas Jänisch von der Sektion Klinische Tropenmedizin am Department für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Er ist Co-Autor der aktuellen Dengue-Studie.

Er betonte, insgesamt gebe es wesentlich mehr Infizierte als registrierte Fälle. Dies liege unter anderem daran, dass sich nicht jede Infektion bemerkbar mache beziehungsweise dass die Symptome denen anderer fieberhafter Erkrankungen ähneln könnten, zum Beispiel der Malaria.

Möglich wurden die Heidelberger Arbeiten an der neuen Dengue-Weltkarte durch das Forschungsnetzwerk IDAMS (International Research Consortium on Dengue Risk Assessment, Management and Surveillance). Die Europäische Union fördert IDAMS seit 2011 mit sechs Millionen Euro, davon gehen rund 830.000 Euro nach Heidelberg.

hil

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