Medizin

Depressionen bei Männern oft unerkannt

  • Donnerstag, 14. November 2013
Uploaded: 14.11.2013 16:39:48 by mis
dpa

Berlin – Männer erkranken genauso häufig an Depressionen wie Frauen, jedoch äußern sich bei ihnen andere Symptome. So berichten Männer häufiger über Aggressionen und gesteigerte Risikobereitschaft. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Psychoso­ma­tische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) hingewiesen. Sie bezieht sich dabei auf eine Studie in JAMA Psychiatry (doi:10.1001/jamapsychiatry.2013.1985).

Frauen sind laut der Fachgesellschaft doppelt so häufig wie Männer aufgrund von Depressionen in Behandlung. Das liege nicht zuletzt an den traditionellen Diagnose­kriterien: Antriebs- und Schlaflosigkeit, aber vor allem Trauer und Weinen seien Symp­tome, die in unserer Gesellschaft als unmännlich gelten, meint Harald Gündel von der DGPM.

„Mit dem Arzt über seine seelische Verfassung zu sprechen, geschweige denn von depressiven Verstimmungen zu berichten, ist für viele Männer nach wie vor ein Tabubruch“, so der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm. Daraus ergäben sich Defizite in der Diagnostik und Versorgung psychischer Erkrankungen.

In der JAMA-Studie haben Forscher von der Universität von Michigan die Daten einer landesweiten Umfrage an rund 5.700 Probanden ausgewertet. Danach erleben Männer die Symptome einer Depression häufig anders als Frauen. Basierend auf diesen Erkennt­nissen haben die Forscher einen Kriterien-Katalog zusammengestellt, der sowohl traditionelle als auch typisch männliche Symptome der Depression auflistet.

Angewendet auf die Studienteilnehmer durchlitten nach den neuen Kriterien 30,6 Prozent der Männer und 33,3 Prozent der Frauen eine Depression. Somit besteht zwischen den Geschlechtern diesbezüglich nur ein geringer Unterschied. Nach den bisher üblichen Diagnosekriterien litten 25 Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer unter Depressionen. „Die Studie verdeutlicht, wie weit Depressionen tatsächlich verbreitet sind und legt nahe, dass wir die Symptome geschlechtsspezifisch betrachten müssen“, so Gündel.

hil

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