Ärzteschaft

Deutlich zu wenige Rheumatologen in Deutschland

  • Montag, 10. April 2017

Berlin – In Deutschland arbeiten deutlich zu wenige Rheumatologen, um die Bevöl­kerung ausreichend gut zu versorgen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Rheuma­tologie (DGRh) müssten es sogar doppelt so viele Rheumatologen sein wie zurzeit tätig sind, um alle Möglichkeiten des Faches umzusetzen.

Die Fachgesellschaft hatte bereits 1994 ein erstes Memorandum über „Grundzüge einer wohnortnahen kontinuierlichen und kooperativen Versorgung von chronisch Rheuma­kranken in der Bundesrepublik Deutschland“ vorgelegt. Umfassende Änderungen in der Versorgungslandschaft sowie bessere Kenntnisse zur Epidemiologie machten eine Über­arbeitung des Berichtes erforderlich.

Untragbare Situation für die Patienten

Dazu setzte die DGRh eine multidisziplinär und mul­ti­­institutionell zusammengesetzte Kommission ein. Datengrundlage sind laut der Gesell­schaft alle verfügbaren Studien mit Evidenz. Wie 1994 konzentriert sich das aktuelle Me­morandum auf die internistisch-rheumatologische Versorgung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen.

Danach braucht Deutschland allein in der ambulanten Versorgung fast 600 zusätzliche in­ternistische Rheumatologen. Auch in der stationären und rehabilitativen Versorgung sei der Bedarf bei weitem nicht gedeckt: In der akutstationären Versorgung fehlten bis zu 400 Rheumatologen, in der rehabilitativen Versorgung rund 80. „Das ist eine untragbare Situation für die Patienten, die ein Anrecht auf eine regelmäßige Versorgung haben“, sagte der Präsident der DGRh, Hanns-Martin Lorenz.

Die Therapie rheumatischer Erkrankungen hat sich in den vergangenen Jahren stark verbess­ert. „Durch neue Optionen in der Rheumabehandlung haben Menschen mit einer ent­zünd­l­ich-rheumatischen Erkrankung mittlerweile gute Chancen, ein weitgehend nor­ma­les Leben zu führen – ohne wesentliche Einschränkungen in Lebensqualität und so­zi­a­ler Teilhabe“, erläuterte Lorenz, der Leiter der Sektion Rheumatologie am Universi­täts­klini­kum Heidelberg und medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des Acura-Rheumazent­rums in Baden-Baden ist.

Erkrankung muss frühzeitig erkannt werden

Die Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass diese Erkran­kun­gen frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt würden. Die späte Diagnose koste Zeit und erschwere die Therapie, weil entzündlich-rheumatische Vorgänge im ge­samten Körper, an Gelenken und inneren Organen Schaden verursachen könnten.

Laut Angela Zink, Leiterin des Programmbereichs Epidemiologie und Klinik mit dem Schwer­punkt Rheumatologie und klinische Immunologie an der Charité Berlin, sollten Ver­dachtsfälle möglichst frühzeitig erkannt und Neuerkrankte innerhalb von drei Monaten fachärztlich versorgt werden. Gerade Fächer wie die Rheumatologie bedürften der „in­ten­siven persönlichen Zuwendung zum Patienten“, die derzeit nur eingeschränkt leistbar sei, so Zink.

hil

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