Deutscher Krebskongress: Künstliche Intelligenz in der Pathologie ausbauen

Berlin – Die Vorteile des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) in der medizinischen Versorgung hob Yuri Tolkach, Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie der Uniklinik Köln, gestern im Rahmen des 36. Deutschen Krebskongresses hervor. Unabdingbare Voraussetzung für den Einsatz von KI stelle aber eine generell umfassendere Digitalisierung der Versorgungslandschaft dar.
Grundlage für personalisierte onkologische Therapien stelle die fundierte pathologische Diagnostik dar, betonte Tolkach. Die Pathologie habe sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt – etwa durch molekulargenetische Analysen und Biomarkeranalytik und in jüngerer Zeit eben auch durch den KI-Einsatz.
Mit mehreren KI-Algorithmen sammle man bereits seit einigen Jahren positive Erfahrungen. Tolkach nannte drei Hauptanwendungsgebiete: „Erstens, sogenannte ‚Helfer Algorithmen‘, die zum Beispiel der Qualitätskontrolle dienen und im Hintergrund ablaufen.“ Zweitens könne KI auch diagnostische Prozesse erleichtern und automatisieren oder den Aggressivitätsgrad von Tumoren bestimmen.
Drittens seien KI-Tools in der Lage, molekulargenetische Veränderungen und prädiktive Biomarker zu erkennen. Das so gewonnene tiefergehende Verständnis der jeweiligen Tumorbiologie könne entscheidend zu einer optimalen Therapieauswahl und besseren Behandlung beitragen, so Tolkach.
Er warnte aber auch: „Damit wir KI breit einsetzen können, benötigen Kliniken und Institute leistungsstarke Rechner oder Server – der derzeitige Zustand ist in Deutschland noch unbefriedigend.“ Benötigt würden mehr Investitionen. Außerdem bestehe vermehrter Bedarf nach IT-Experten, die sich auch mit medizinischen Fragestellungen auseinandersetzen und interdisziplinär arbeiten möchten.
Tolkach verwies auf die USA und auf Japan. Dort gebe es an Unikliniken bereits Abteilungen für Pathologische Informatik, an denen Experten entsprechend geschult werden.
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