Deutschland bei HPV-Impfquoten weit zurückgefallen

Heidelberg – Die Impfquote gegen Humane Papillomviren (HPV) in Deutschland reicht für einen flächendeckenden Schutz nicht aus. Dieser ist ab einer Impfquote von mindestens 70 Prozent gegeben. „Deutschland war unter den Vorreitern, als es darum ging, die Impfung einzuführen“, sagte Nobila Ouédraogo, Experte für Öffentliche Gesundheit am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
„Bei den Impfquoten hinkt Deutschland im internationalen Vergleich jedoch weit hinterher“, betonte er anlässlich des „International HPV Awareness Day“ am 4. März. Die International Papillomavirus Society ruft diesen Tag seit 2018 aus.
Besonders im Süden Deutschlands sind die Impfquoten laut DKFZ niedrig. Während in den neuen Bundesländern bei den 15-jährigen Mädchen gute Quoten von rund 60 Prozent erreicht würden, seien es in Bayern und Baden-Württemberg nur rund 35 Prozent. Zum Vergleich: Die skandinavischen Länder und Australien vermeldeten Impfquoten von 80 bis 90 Prozent.
HPV sind weit verbreitet und infizieren Frauen und Männer, oftmals bereits beim ersten Sexualkontakt. Fast jeder Mensch infiziert sich im Lauf seines Lebens mit den Viren – wobei die Infektion meist unerkannt verläuft und von selbst wieder abklingt.
Zwölf der mehr als 200 bislang bekannten HPV-Typen werden jedoch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuft. Alleine für Deutschland gehen Fachleute davon aus, dass jährlich etwa 7.000 Menschen an HPV-bedingtem Krebs erkranken – allem voran an Gebärmutterhalskrebs.
Der „International HPV Awareness Day“ will seit 2018 das Bewusstsein für das Krebsrisiko durch HPV und für Präventionsmaßnahmen stärken. „Die HPV-Impfung ist das zentrale Element zum Schutz vor HPV-induzierten Tumoren“, betonte Michael Baumann, Wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ.
Bereits seit 2007 sieht die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Mädchen vor. Seit 2018 gilt die Empfehlung für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren.
„Die Impfstoffe, die derzeit auf dem Markt sind, gelten als sicher und gut verträglich“, sagte Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am DKFZ. „Versäumte Impfungen können bis zum 18. Geburtstag noch nachgeholt werden. Und auch wenn bereits Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, kann die Impfung noch sinnvoll sein“, erläuterte sie.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: