Deutschland fällt in der Infektiologie international zurück

Hamburg – Deutschland fällt in der Infektiologie international zurück. Das berichtet die Akademie der Wissenschaften in Hamburg. „Auf großen internationalen Konferenzen nimmt die Sichtbarkeit der Infektionsforschung aus Deutschland ab“, erklärte die Akademie zur Herausgabe eines aktualisierten Thesenpapiers „Strukturen der universitären Infektionsmedizin und der Krankenhaushygiene in Deutschland“.
Die Wissenschaftler vertreten darin fünf Thesen: Danach sind die Medizinische Mikrobiologie und Hygiene für Mediziner zwar attraktive Fächer, aber nicht im universitären Kontext, denn die zunehmende Bedeutung von Infektionskrankheiten finde nur begrenzten Widerhall in der klinischen Forschung.
Zudem seien Abteilungen für klinische Infektionskrankheiten häufig zu klein. Außerdem bestehe in der studentischen Ausbildung die Gefahr, dass die wissenschaftlichen Grundlagen der Infektionsmedizin im Curriculum nicht ausreichend abgebildet seien. Die Belange der Infektionsmedizin sollten daher stärker gebündelt werden.
Um im internationalen Forschungswettbewerb konkurrenzfähig zu sein, empfiehlt die Akademie, dass an den Medizinischen Fakultäten die klinisch-theoretischen Institute – Medizinische Mikrobiologie, Virologie, Hygiene – zusammen mit Abteilungen der unmittelbaren Krankenversorgung zu Zentren der Infektionsmedizin aufgebaut beziehungsweise ausgebaut werden. Das sei notwendig, um eine kritische Größe und Attraktivität zu erreichen.
Die Lehrstühle sollten zudem unter ärztlicher Leitung stehen, schlagen die Autoren des Thesenpapiers vor. Gerade die aktuelle Situation einer Pandemie mit massiven Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung, die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben zeige, wie groß der Bedarf an gut ausgebildeten Wissenschaftlern im Bereich der Infektionsmedizin sei, betonen sie.
Das Papier wendet sich in erster Linie an Medizinische Fakultäten, Universitätskliniken sowie an die Förderer von Forschungsvorhaben in der Infektionsmedizin. Auch Ärzte sind angesprochen, die einen wissenschaftlichen Schwerpunkt in der Planung und Durchführung von Studien in der Infektionsmedizin haben.
Das Thesenpapier resümiert die Ergebnisse des Runden Tisches „Strukturen der Infektionsmedizin und der Hygiene in Deutschland“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg am 19. und 20. April 2018, der in Zusammenarbeit mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Hamburg stattfand. Es ist jetzt von den Organisationen aktualisiert worden.
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