Politik

Deutschland lagert keinen Impfstoff gegen Vogelgrippe

  • Montag, 9. Dezember 2024
/syhin_stas, stock.adobe.com
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Berlin – Die Bundesregierung hat bisher keine Impfstoffe gegen die Vogelgrippe zentral beschafft. Das geschehe nur „im Falle einer bestehenden oder drohenden bedrohlichen übertragbaren Krankheit“, erklärte das Bundes­ministerium für Gesundheit auf Anfrage.

Das aktuelle Risiko für die allgemeine Bevölkerung schätzt die Europäische Seuchenschutzbehörde ECDC als gering ein. Fachleute betrachten das Vogelgrippevirus H5N1 jedoch als potenziellen Pandemiekandidaten. Das Virus hat in den vergangenen Jahren Millionen Tiere getötet, darunter viele Säugetiere.

Immer wieder kommt es auch zu Erkrankungen von Menschen, zuletzt vor allem in den USA, wo sich Mitarbeiter von Geflügel- und Milchviehbetrieben infizierten. Eine anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung gab es bis­her jedoch nicht.

Nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) wurden bereits mehrere Impfstoffe gegen Vogelgrippe entwickelt. Weitere, auch mRNA-basierte Impfstoffe seien in Entwicklung.

Die EU sicherte sich 665.000 Impfdosen des Herstellers CSL Seqirus für mehrere Mitgliedsstaaten. Deutschland beteiligte sich nicht. Gerade erst wurde bekannt, dass auch die britische Regierung fünf Millionen Impfdosen gegen H5N1 bestellte.

„Es ist wichtig, dass wir gegen eine Reihe verschiedener Grippeviren gewappnet sind, die ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen können“, sagte Meera Chand von der Gesundheitsbehörde UK Health Service Agency. „Ein früher Zugang zu Impfstoffen rettet Leben.“

Zahlreiche Unternehmen können neue Grippeimpfstoffe herstellen, weil sie das zweimal jährlich auch für die saisonalen Impfstoffe machen. Bei Bedarf könnten diese angepasst werden, erklärte das Gesundheitsministerium in Berlin.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Personen mit erhöhter Gefährdung durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln die saisonale Grippeschutzimpfung. Sie erfolge nicht zum Schutz vor Infektionen mit den Vogelgrippeviren, könne jedoch eine Doppelinfektion mit aktuell zirkulierenden menschlichen Grippeviren verhindern, erklärte das Ministerium.

So werde das Risiko für einen Austausch von genetischen Informationen der Viren reduziert. Diesen möglichen Austausch von Geninformationen in einem Menschen, der mit zwei Arten von Grippeviren infiziert ist, also H5N1 und humaner Influenza, sehen auch Virologen als Problem.

Das aktuelle Infektionsgeschehen in den USA mache daher eine engmaschige Überwachung von Virus­proben unbedingt erforderlich, erklärte Martin Schwemmle, Forschungsgruppenleiter am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Nur so könne das Auftreten weiterer Mutationen, die das Gefährdungspotenzial für den Menschen erhöhen, frühzeitig erkannt werden.

dpa

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