Deutschland verfehlt Masernimpfziel bei Kindern und Jugendlichen

Berlin – Deutschland hat das Ziel für die Masern-Schutzimpfungsquoten bei Kindern und Jugendlichen nicht erreicht. Das geht aus einer neuen Erhebung des Robert-Koch-Institutes (RKI) hervor, die jetzt im Epidemiologischen Bulletin erschienen ist. Basis sind Daten aus Schuleingangsuntersuchungen und Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen).
Die Impfquote für die erste Masernimpfung bei Kindern im Alter von 15 Monaten beträgt demnach bundesweit 85,8 Prozent. Die Spannweite erstreckt sich von 61,5 Prozent im Landkreis Garmisch-Partenkirchen bis 95,4 Prozent in Darmstadt, der einzigen Region auf Kreisebene mit einem Wert von mindestens 95,0 Prozent.
„Damit wird das im Nationalen Masernaktionsplan formulierte Ziel der Impfquote für die erste Masernimpfung von 95 Prozent im Alter von 15 Monaten mit nur einer Ausnahme in nahezu allen Kreisen weiterhin verfehlt“, schreibt die RKI-Arbeitsgruppe.
In allen untersuchten Bundesländern haben zwar mehr als 95 Prozent der Kinder bis zur Einschulung die erste Masernimpfung erhalten, für die zweite Impfung werden diese Werte aber nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erreicht.
„Damit ist auch ein weiteres Ziel aus dem Masernaktionsplan – dass 95 Prozent der Kinder zum Schuleingang zweimal gegen Masern geimpft sein sollen – nur in zwei Bundesländern erreicht, bundesweit jedoch nicht“, so die Autoren.
Impfquoten auch sonst verbesserungsfähig
Auch bei anderen Impfungen steht Deutschland nicht besonders gut da. „Kinder in Deutschland werden oftmals zu spät und zu wenig geimpft“, lautet das Fazit der RKI-Epidemiologen. Zudem sei die Quote bei den Schutzimpfungen häufig regional sehr unterschiedlich.
Die Impfquoten für mindestens eine Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (DTP1) liegt mit 15 Monaten bundesweit bei 96,4 Prozent und in den einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen bei mindestens 95 Prozent, die Impfquote mit 3 DTP-Impfdosen beträgt bundesweit 90,2 Prozent.
Die Polioimpfquote für mindestens drei Impfungen im Alter von 15 Monaten stellt laut dem RKI einen wichtigen internationalen Indikator für die Überwachung der erreichten Poliofreiheit im jeweiligen Staatsgebiet dar. Der Wert ist in den Geburtsjahrgängen 2008 – 2018 laut der Erhebung recht konstant und beträgt rund 88 Prozent.
Die Impfquote für die seit August 2013 empfohlene Rotavirusimpfung wurde mit den KV-Daten erstmals für den Geburtsjahrgang 2014 erhoben, für den sie 59,9 Prozent betrug. Sie erhöhte sich für jeden weiteren Geburtsjahrgang leicht und betrug 68,2 Prozent für Kinder des Geburtsjahrganges 2019.
Bei 15-jährigen Mädchen ist der Anteil derer, die eine vollständige Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) erhalten haben, in den vergangenen Jahren leicht und kontinuierlich auf 47 Prozent angestiegen.
„Das Public-Health-Potenzial in Bezug auf die Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs und anderen HPV-assoziierten Karzinomen und Krebstodesfällen wird mit diesem Wert aber nicht annähernd ausgeschöpft“, so die Autoren. Mit Impfquoten von rund fünf Prozent für eine vollständige Impfung verlief der Start der seit August 2018 empfohlenen HPV-Impfung der Jungen „eher schleppend“, berichten sie weiter.
Die Impfung gegen Varizellen wurde 2004 in den Kinderimpfkalender eingeführt. Die Impfquote für die erste Varizellenimpfung bei Kindern im Alter von 15 Monaten beläuft sich bundesweit auf 79,5 Prozent. Die Impfquoten steigen mit zunehmendem Alter auf 86,8 Prozent mit 24 Monaten und auf 88,6 Prozent mit 36 Monaten. Zum Alter der Schuleingangsuntersuchungen beträgt die Impfquote 88,9 Prozent.
Die RKI-Statistik enthält außerdem weitere Daten zu den Impfungen gegen Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken C, Haemophilus Influencae Typ B und zur Frühsommer-Meningoenzephalitis.
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